Im Mai und Juni bereiste Barbara Stirnimann drei Wochen Namibia und entdeckte die beeindruckende Vielfalt des Landes: die majestätischen Dünen der Namib-Wüste, die faszinierende Landschaft des Damaralandes, die Tierwelt des Etosha-Nationalparks und die üppige Zambezi-Region. Begeistert von der natürlichen Schönheit und den gastfreundlichen Menschen Namibias, möchte sie Ihnen ihre persönlichen Erlebnisse näherbringen. Lassen Sie sich von ihren Eindrücken verzaubern!
Im Mai begab ich mich auf die Reise durch Namibia mit Start in Windhoek, weiter nach Kasane in Botswana und Rückflug ab Victoria Falls in Zimbabwe. Die ersten 14 Tage war ich in einer Gruppe mit fünf Personen und unserem Guide Obi unterwegs, anschliessend noch 10 Tage zu zweit mit dem Mietwagen. Geflogen bin ich mit Ethiopian Airlines. Schön war der Flug über Afrika, bequem der Sitzabstand, authentisch der Flughafen in Addis Abeba. Einfach und schnell konnte ich am Flughafen in Windhoek die Einreiseformalitäten erledigen, Geld wechseln, den Kauf und das Einlegen der SIM-Karte abschliessen. So konnte es losgehen.
Namibia hat drei Millionen Einwohner, davon leben ein Drittel um Windhoek. Zentral-Namibia ist eher eine trockene Steppen-/Buschlandschaft mit vielen Gebirgen. Bekannt ist die Namib Wüste, im Norden die Skeleton Coast entlang der Küste sowie die bekannte Kalahari Wüste an der Ostgrenze zu Botswana. Etwas grüner wird es im Norden und dem dünnen Zipfel, eingeklemmt zwischen Angola und Botswana entlang des Kwango Flusses. Dieses Gebiet habe ich hauptsächlich im Mietwagen erkundet.
Obwohl ich kurz nach der namibischen Regenzeit unterwegs war, sind die Spuren des Regenmangels über die letzten Jahre klar ersichtlich, auch der bekannte Nebel in Swakopmund hat gänzlich gefehlt. Wir hatten grosse Freude, nach 14 Tagen eine Wolke am Himmel zu entdecken, Nur am Schluss in Chobe gab es einen etwas trüben Tag mit viel Staub und Wind, aber dennoch keinen Regen. Die angenehmen Temperaturen mit maximal 35 Grad und in der Nacht um 0 Grad haben mir sehr entsprochen.
Die Namibianer sind generell sehr freundliche und herzliche Menschen. Mit den üblichen Vorsichtsmassnahmen fühlte ich mich zu keiner Zeit unsicher oder unerwünscht. Hilfe oder Kleinigkeiten zum Verkauf werden selbst an den sehr einsam zu scheinenden Orten meiner Reise angeboten, respektvoll wird ein Nein jederzeit akzeptiert.
Obwohl dünn besiedelt, ist das Verkehrsnetz gut ausgebaut, nicht überall geteert, aber meistens in gutem Zustand, auch wenn die Strassen in den Nationalparks ab und zu grosse Schlaglöcher aufweisen, steinig oder tiefsandig sind. Mit einem 4x4, vorsichtigem Fahren (erkundigen Sie sich, wie man das Differenzial ausstellt und prüfen Sie das Ersatzrad sowie das Radwechselwerkzeug bei Übernahme des Fahrzeugs), geht das auch gut mit einem Automaten.
Meine Reise ist eine Kombination aus zwei auf unserer Webseite aufgeführten Reisen. Folgen Sie diesen Links:
Kleingruppenreise Klassisches Namibia und Durch das grüne Namibia nach Victoria Falls
Ich möchte jedoch nur einige Highlights meiner Reise herauspicken.
Ich habe das Glück, zweimal einen Ausflug von/zu den Buschmännern – San machen zu dürfen. Da die traditionelle nomadische Lebensweise, die auf Jagd und Sammeln beruht, im modernen Namibia nicht mehr erlaubt ist, sind diese "Living Museen", wie sie genannt werden, die einzige Möglichkeit, Traditionen und Lebensweisen zu zeigen.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl stehe ich der Schar nackter Kinder und Frauen gegenüber, die uns begrüssen. Sofort kommen die Männer dazu, um uns in die Geheimnisse einer Perlhuhn- und Straussenjagd einzuweihen. Natürlich müssen wir auch die Begrüssung in der Klicksprache üben, was mit viel ansteckendem Gelächter der San quittiert wird. Wissen Sie, dass die Sanfrauen riechen können, was für ein Tier die Männer während der Jagd gegessen haben? Wenn davon nichts nach Hause gebracht wird, gibt das grossen Ärger im Dorf. Aber die Männer benützen Kräuter, um den Geruch zu verdecken. Oder wissen Sie, dass die Schweissdrüsen als Teenager mit Pflanzen verätzt werden, damit sie keinen Körpergeruch entwickeln? Findet ein San ein Straussenei eines Kollegen, das auch als Vorratsgefäss für Wasser dient, schämt er sich nicht, dieses Wasser auszutrinken. Jeder Vorteil erleichtert das Leben. All das wird mit einem grossen Lachen und wunderbaren Gesten erzählt, auch ohne Worte versteht man, um was es geht. Zum Abschluss: Kennen Sie das Lieblingstier der San? Die Giraffe: schwer zu jagen, gibt sie für eine Gemeinschaft sechs Monate Nahrung, Kleidung und Werkzeug.
Ich liebe die Wüste (aber nicht den Sand) und auf dieser Reise besonders die eindrucksvollen Landschaften der roten Kalahari und des Namib-Rands.
Der Name Kalahari leitet sich vom Tswana-Wort „Kgala“ ab, was „grosser Durst“ bedeutet. Der rote Sand, der diese Wüste bedeckt, leuchtet in einem intensiven Rotton, besonders im Licht der auf- und untergehenden Sonne. Bei genauerem Hinsehen offenbart sie eine unglaubliche Vielfalt an Leben und Farben. Der Kontrast zwischen den roten, sanften Sanddünen, dem silbernen Gras und dem tiefen Blau des Himmels ist atemberaubend.
Sossusvlei, mitten im Nirgendwo in der Namib Wüste, ist wie ein magischer Ort aus einem anderen Planeten. Dort liegt Big Daddy, die grösste Düne weit und breit. Der Aufstieg ist wie ein Training für einen Wüsten-Marathon, aber oben angekommen, ist die Aussicht auf die weisse Salzflächen des Dead Valley mit seinem abgestorbenen Wald und den umliegenden Dünen überwältigend. Beim Aufstieg kann man auch viele Pflanzen, Tiere und deren Spuren entdecken.
Die grossen Tiere sind sichtbar, aber die kleinen, endemischen Spezialisten lerne ich auf einer «Lebende Wüste – Tour» kennen, diese zählt zu einer meiner Höhenpunkte, für Neugierige und Familien ist sie sehr zu empfehlen.
Während den Ausflügen und Fahrten nehmen wir grosse Wassermengen mit, ausserdem werden Mandarinen und Orangen zu meinen Lieblingsfrüchten, die sind super erfrischend und unempfindlich.
Zu Hause fahre ich einen Kleinwagen ohne viel Technologie. Darum habe ich mir im Vorfeld überlegt, was ich bei der Übernahme alles über meinen Toyota Fortuner 4x4 wissen muss. Dazu habe ich eine persönliche Liste geschrieben, die ich natürlich bei der Übernahme nicht zu Hand hatte! Geprüft werden Werkzeug, Ersatzrad, Schlüsselfunktionen, Verbindung von Handy, Reifendruck, Öl-, Tank- und Kilometerstand, Grenzübertrittserlaubnis und Wagenpapiere. Vergessen wird: wo ich das Differenzial ausschalte und ob das Handbuch im Fahrzeug liegt Anfängerfehler! Da ich keine komplizierten Strecken zu fahren plane, habe ich kein Zusatzmaterial wie Schaufel, Sandbleche, Kompressor etc dazugebucht. Zusammen mit meiner Reisebegleitung führe ich das Auto auf eine Probefahrt zur Orientierung aus. Dabei werden die Markierungen des Radstandes, Innenradreferenzen, Seitenabstand etc abgeklärt, damit ich das auch auf zerlöcherten und verbuschten Strassen im Griff habe!
Die Reise geht meistens über geteerte oder befestigte Strassen. Das Fahren ist ein Genuss. Die Begegnung mit der Polizei kein Problem; ich war bereit, die Strafe mangels Bargeld in der nächsten Stadt zu bezahlen und habe den Polizisten auch höflich dementsprechend informiert, also blieb es bei einer Verwarnung, dass ich immer mit Volllicht fahren muss.
Das Fahrzeug gibt uns die Möglichkeit, die Nationalpärke entlang der Zambezi-Region zu erkunden. Auch fahren wir nicht entlang der B8, sondern, wo möglich etwas gemütlicher, entlang des Kavango Flusses. Die schönen Ausblicke auf den Fluss und die vielen Dörfer gefallen uns gut.
Den Mahango und Bwawata Nationalpark besuchen wir individuell. Zum guten Glück hatten wir bereits gute Guides, die uns viele Tiere vorstellten und über Flora und Fauna berichteten, was es einfacher und spannender macht, die Tiere selbst zu entdecken. Die Begegnung mit den Elefanten und Büffel erhöhen den Puls jedes Mal: stehe ich zu nahe, bin ich dem Tier im Weg, soll ich den Motor an- oder abstellen oder verhalte ich mich ruhig genug?
Das Fahren ist toll, Sand, Löcher, Büsche - ganz nach meinem Geschmack. Bis ich beim Horseshoe an der Elefantentränke zwischen Pavianen, Büffel und Samtaffen, auf einmal mit durchdrehenden Rädern und abfallender Motorleistung im Sand stecken bleibe. Mit dem klaren Auftrag an meinen Mitreisenden, nach Gefahren Ausschau zu halten, geht es mit dem Flip Flop als Schaufel, ans Ausgraben.
Zum Glück weiss meine Lodge, wo wir sind. Ich habe bereits zuvor dort angerufen, weil die Zufahrt über Tiefsand geht, wir seit zwei Stunden am Horseshoe Tiere beobachten und es bereits 17h ist. Die Räder sind nicht tief eingegraben, aber der Wagen liegt auf. Zum Glück kommen einige Safari Jeeps an. Meine Lodge wird kontaktiert und schickt ein Jeep zum Rausziehen, ich buddle aber brav weiter. Eine Safarigruppe hat sich zum Sundowner eingefunden und schaut zu. Sie haben Mitleid und ein Gast und ihr Fahrer ziehen mich raus! Ich überlasse das Steuer für diese Aktion dem Gast, der mir erzählt, wieviel Erfahrung er mit Fahren im Tiefsand hat, ich will mich ja nicht noch mehr blamieren! Anschliessend erhalte ich den Tipp, mehr Luft aus den Rädern zu lassen und immer brav im S2 zu fahren. Der Druck mit 1.4 stimmt eigentlich und im S2 bin ich gefahren. Dann ist auch schon der Manager meiner Lodge mit Unterstützung da und ich darf ihm folgen. Bei seinem Tempo ist das gar nicht so einfach! Ganz verschwitzt und mit feinstem Sand überzogen, werde ich herzlich empfangen und erhalte eine Fahrstunde des Managers. Ein Automat soll in der Automatik gefahren werden, das Differenzial unbedingt ausschalten – aha, jetzt weiss ich auch endlich wo! Das weitere Fahren ist jetzt, selbst durch Tiefsand und Löcher bergauf, ein Kinderspiel. Jederzeit gerne wieder! Zu Hause muss ich mich erstmal wieder an meinen kleinen Wagen gewöhnen.
Als ich das Grootberg-Gebiet in Namibia erreiche, bin ich sofort von den imposanten Tafelbergen und der Lage meiner Lodge direkt auf der Klippe begeistert. Doch noch faszinierender sind die Wüstenelefanten, die ich dort erblicke, zuerst direkt neben der Strasse und am nächsten Morgen auf einer Pirschfahrt. Auf dieser kommen sie direkt auf uns zu, erschrecken uns und auch sich leider sehr und nehmen sofort Reissaus. 30 Minuten später erwarten wir sie 7km weiter an einer Wasserstelle. Alle sind wieder ruhig und gehen gemütlich dem Tagesablauf nach, so können wir das Spielen und Trinken der Elefantenkinder aus nächster Nähe betrachten. Weit und breit sind wir die einzigen unterwegs.
Im Etosha-Nationalpark erlebe ich Momente, die ich nie vergessen werde: Zwei Mal stossen wir nur 50m neben der Strasse auf eine Nashornmutter mit Kalb, auch der Gepard, der sich im Schatten eines Busches ausruht und eine epische Silhouette abgibt, gehört dazu. Die Weite des Parks, immer mal wieder mit einer Windhose am Horizont, gefallen mir sehr gut. Damit die Tiere auch aus relativer Nähe beobachtet werden können, gibt es viele zugängliche Wasserlöcher, in den Camps im Park sind diese sogar beleuchtet. Hier lohnt es sich, geduldig stehenzubleiben und abzuwarten, wer kommt.
Das absolute Highlight, wenn es um Tiere geht, ist mein Besuch in einem 200km2 privaten Schutzgebiet, ungefähr drei Stunden von Windhoek entfernt. Ich wurde gebeten, die genaue Lage und den Namen des Reservats zum Schutz der Tiere nicht im Internet oder auf den sozialen Medien zu teilen. Ich empfehle einen Besuch jedoch sehr und verrate den Namen des Schutzgebietes gerne in einer persönlichen Beratung.
Zu Fuss geht es auf Nashornpirsch, nach 1.5 Stunden stossen wir auf zwei Bullen. Mit dem Guide und Wildhüter schauen wir im Abstand von 20 bis 50m beim friedlichen Fressen zu. Ich erschrecke, als der eine Bulle frontal vor mir steht, seinen Kopf hebt und mich anstarrt. Läuft er gleich los? Störe ich ihn oder denkt er, ich will ihm was Böses und er greift an? Die fachkundige Präsenz des Wildhüters wirkt sehr beruhigend. Nach 1.5 Stunden ziehen die Dickhäuter in die eine Richtung und wir gehen zurück zum Jeep. Beim Wegfahren sehe ich noch ein graubraunes Hinterteil im Busch, unser Guide fährt zurück und auch ein dritter Nashornbulle zeigt sich zum Abschluss. Am nächsten Morgen geht es auf die Suche nach weiteren Tieren. Wir fahren auf einen Hügel zu und werden von einem Leopard Männchen, das die Morgensonne geniesst, begrüsst. Natürlich denke ich, dass wir nicht noch näher herankommen, falsch, er wartet auf uns! Auf dem Weg zu ihm treffen wir seine Schwester, zwei Meter neben dem Weg liegt sie ganz ruhig im Schatten. Bruder und Schwester sind tiefenentspannt, bis es leise aus dem Busch mauzt, die Mama! Die Tochter steht umgehend auf und läuft los. Der Bruder lässt sich bitten, steht gemütlich auf, wetzt die Krallen am Baum und läuft langsam in den Busch. Auch hier stehen wir 30 Minuten ruhig bei den Tieren. Wieso wir die Familienverhältnisse kennen? Die Tiere werden hier wissenschaftlich studiert. Die scheue Mutter ist mit einem Sendehalsband ausgestattet, unser Guide kennt jedes Tier und weiss auch viel über das ganze Ökosystem. Wir sind oft lange unterwegs, da die Distanzen gross sind, deswegen wird ab und an gesagt, dass wir zügig bis ins Zielgebiet fahren. Trotzdem fahren wir an keinem Tier einfach so vorbei. Dies führt zu Sichtungen von Braunhyänen, Löffelhund, Ginsterkatze, Springhase, Pangolin; Säbelantilopen, Kuhantilope, Zebra, Springbock und und und.
Beim Verlassen der Lodge folgt ein weiteres unerwartetes Highlight. 30 Schakale fressen einen Springbock. Natürlich halten wir an und schauen zu. Rangordnung und Futterneid sind klar zu erkennen. Die Körpersprache der Tiere ist wie ein Lexikon.
Was Tierbeobachtungen angeht, steht auch der Besuch im Bwawata, Mahango und Chobe Nationalpark in nichts nach. Einige Touren machen wir per Boot, andere alleine oder schliessen uns einer geführten Safari an. Bei Ndovu beobachten wir vom Wasser aus eine Herde von ca. 50 Elefanten beim Trinken. Der Lärm und Staub sind eindrücklich. Hippos und Krokodile tümmeln sich überall im Wasser; Schwimmen ist nur im Pool angesagt. Im Chobe NP sind dann die Löwinnen auf Jagd. Dann kommt der Löwe und streicht um den Jeep. Ich könnte ihn mit meiner Hand berühren, halte aber lieber den Atem an und bewege mich ganz langsam um doch noch ein Foto zu erhaschen. Bei unserem letzten Ausflug im Chobe NP geniessen wir die Landschaft, die Begegnung mit den Honigdachsen, kommen fast zwischen streitende Elefantenbullen und werden von den Löwen, Marabus, Giraffen und ganz vielen anderen verabschiedet.
So geht meine Reise mit einem einfachen Transfer über die Grenze nach Zimbabwe, am Flughafen Victoria Falls zu Ende. Beim Abflug sehen wir noch von Weitem die Gischt über den Fällen, vielleicht besuche ich diese das nächste Mal? Die Eindrücke von dieser Reise werden sicher noch lange positiv nachhallen.
Mai / Juni 2024