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Claudio Juen

Reise nach La Réunion

Im April bereiste Dreamtime Reise-Spezialist Claudio Juen La Réunion. Fasziniert von Land und Leuten kam er zurück und erzählt nun ganz persönlich von seinen Eindrücken. Lassen Sie sich in eine Welt entführen, die noch viel mehr zu bieten hat als weisse Strände und Wasserfälle.

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Langersehnte Möglichkeit

Eingebettet zwischen Mauritius und Madagaskar befindet sich das kleine Inselreich La Réunion, welches die Meisten nur vom Hörensagen kennen. Die periodisch in den Medien erscheinenden Bilder vom eruptierenden Vulkan Piton de la Fournaise haben bei mir schon länger ihre Spuren hinterlassen. Im April dieses Jahres ergab sich endlich die langersehnte Möglichkeit, die Insel zu bereisen.

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Anreise - Cirque de Salazie

Die Anreise erfolgt normalerweise via Paris und von dort fliegt man direkt nach St. Denis, dem Hauptort des zu Frankreich gehörenden Übersee-Departements. Es kann bequem mit Identitätskarte eingereist und mit Euro bezahlt werden. Vor Ort besteht eine gute Infrastruktur an Strassen und Einrichtungen wie Spitälern, usw. Zudem beträgt die Zeitverschiebung nur gerade zwei bis drei Stunden. Aufgrund der Gegebenheiten und dem wenig frequentierten öffentlichen Verkehr, bietet sich die Insel geradezu an per Mietauto bereist zu werden. Dieser Empfehlung haben wir Folge geleistet und gleich nach Ankunft am Flughafen einen kleinen Renault Clio übernommen.

Mit einer Grösse von 2507 km2 ist La Réunion etwas kleiner als der Kanton Tessin. Trotzdem sollte sich bald zeigen, dass es sinnvoll ist, die Etappen gut zu planen. Nur wenige Kilometer nach dem Verlassen des Küstengebietes werden die Strassen kurvig und führen steil in die Berge und verwinkelten Talkessel. Logischerweise benötigt man für diese Streckenabschnitte deutlich mehr Zeit.

Moose und Farne im satten Grün

Auf La Réunion gibt es zwei Vulkane, den Piton de la Founaise und den Piton des Neiges. Letzterer ist nicht mehr aktiv und hat über die Zeit die drei malerischen Talkessel Cirque de Salazie, Cirque de Mafate und Cirque de Cilaos geformt. Kaum im Cirque de Salazie angekommen, ändert sich die Landschaft in ein sattes Grün und überall rinnt Wasser die Felsen herunter. Zahlreiche Moose und Farnarten zieren selbst die steilsten Felswände und Wasserfälle stürzen ins Tal. Die Reise führte in die kleine Ortschaft Hell-Bourg, einst ein bedeutender Kurort. Heute lebt der Ort nebst der Landwirtschaft hauptsächlich vom Tourismus und dient als Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen.

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Danach erholten wir uns etwas von der Reise, bevor die erste kreolische Mahlzeit probiert wurde. Als Kreolen bezeichnet man die Nachkommen jener Menschen, die aus Afrika in europäische Kolonien verschleppt wurden und sich dort vermischt haben. In La Réunion machen die Kreolen den Hauptteil der Bevölkerung aus, was sich auch auf das Essen, die Kultur und Bräuche auswirkt. Des Weiteren gibt es neben den Einwanderern aus Europa auch viele ehemalig Gastarbeiter aus Indien und eine chinesische Minderheit. Erschöpft von der Reise und den vielen ersten Eindrücken, liessen wir uns im ersten kleinen aber feinen Hotel nieder.

Cirque de Salazie - Ste-Anne

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Frühe Tagwache, um eine erste kurze Wanderung mit Sicht in den benachbarten Cirque de Mafate bestreiten zu können. Die Fahrt hinüber auf die andere Talseite mit unzähligen Kurven bis zum Startpunkt der Wanderung hat fast eine Stunde gedauert. Leider hat das Wetter nicht mitgespielt und der Nebel verhinderte jeglichen Ausblick. Wir verzichteten aus diesem Grund auf die Wanderung und fuhren stattdessen weiter bis zur Takamaka Schlucht. Der Name stammt von einem hier weit verbreiteten indischen Mahagoni. Am Ende der Strasse bekommt man von einer Aussichtsplattform aus einen atemberaubenden Blick auf hunderte von Wasserfällen, welche die steilen, dicht bewaldeten Steilhänge hinunter tosen.

Während unserem Aufenthalt hat sich glücklicherweise der Nebel aufgelöst, so dass wir einen uneingeschränkten Blick in die spektakuläre Schlucht geniessen konnten.

Via Ste-Anne fuhren wir danach in die schöne Diana Dea Lodge, welche sich erhöht auf einem Hügel befindet. Die Lodge überzeugt mit hervorragendem Essen, einer schönen Architektur und einem atemberaubenden Blick auf das Meer und die Küste.

Ste-Anne - Le Plaine-des-Cafres

Weg nach Plaine des Cafres, sondern den Umweg rund um den Vulkan Piton de la Fournaise. Dabei passiert man zahlreiche Lavafelder die vom Vulkan Richtung Meer verlaufen. Nach den Ausbrüchen muss die Strasse jeweils wieder neu angelegt oder ausgebessert werden. Die schwarzen Lavafelder bilden einen eindrücklichen Kontrast zur grünen Vegetation der Region. 

Nach der Umrundung des Vulkans machten wir wiederum einen Abstecher ins Landesinnere, dieses Mal zu den spektakulären Wasserfällen von Grand-Galet.

 

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Mehrere Kaskaden rauschen die Klippen hinunter in ein türkis-schwarz schimmerndes Bassin.

Nach einer kühlen Erfrischung im Fluss fuhren wir via le Tampon nach la Plaine-des-Cafres, unserem Tagesziel. Obwohl die Kilometerzahl anderes vermuten lassen würde, waren wir an diesem Tag praktisch den ganzen Tag unterwegs. Als krönenden Abschluss dieses intensiven Tages gönnten wir uns Ente à la Vanille, eine weitere kreolische Spezialität.

La Plaine-des Cafres - Cilaos

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Der Plan an diesem Tag war eine Tageswanderung zum Krater des Vulkans Piton de la Fournaise. Da normalerweise gegen 11 Uhr Wolken vom Meer hereinkommen und sich dann später in den Talkesseln festsetzen, hiess es früh aufstehen um spätestens um 7 Uhr loszufahren.

Von Plaine-des-Cafres ist es noch ca. 1 Autostunde bis zum Pas de Bellecombe, dem Ausgangspunkt der Wanderung. Die letzten 10km sind dabei auf einer schlechten Schotterstrasse zurückzulegen.

Oben angekommen mussten wir leider feststellen, dass wir ein weiteres Mal Pech mit dem Wetter hatten. Es regnete und dicke Wolken verhüllten das ganze Vulkangebiet. Wir harrten zusammen mit vielen anderen Wanderlustigen auf dem Parkplatz aus, bis wir schliesslich nach zwei Stunden die Mission abbrechen mussten. Ohne jegliche Sicht ist es zu gefährlich die Wanderung zu wagen. Das unübliche Wetter war auf einem Zyklon zwischen Mauritius und La Réunion zurückzuführen. Die Zyklonsaison betrifft die Insel hauptsächlich im Februar und März.

Wir nutzten die zusätzliche Zeit und fuhren früher als Vorgesehen in den Cirque de Cilaos. Sobald wir das Vulkangebiet verlassen hatten, war das Wetter wieder strahlend blau. Zuerst musste wieder alles runter ans Meer gefahren werden, bevor sich oberhalb von St-Louis ein weiterer Talkessel auftat.
Eine nicht enden wollende Panoramastrasse mit über 400 teils halsbrecherischen Kurven führt hoch ins schmucke Bergstädtchen Cilaos. Die Landschaft im Cirque de Cilaos präsentierte sich dabei deutlich weniger Grün als im Salazie.

Jeder der drei Talkessel hat seinen eigenen Charakter: Salazie ist üppig und grün, Cilaos ist schroff und abgelegen und Mafate autofrei und authentisch. Cilaos ist ebenfalls Ausgangspunkt verschiedenster Wanderungen, unter anderem auf den höchsten Berg von La Réunion den 3071 Meter hohen Piton des Neiges.

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Cilaos - Piton des Neiges - Berghütte Dufour

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Der angesprochene Berg Piton des Neiges war auch unser Ziel für die bevorstehende zweitägige Wanderung. Dieses Mal hatten wir Wetterglück und trafen einen wolkenlosen Himmel an. Der Ausgangspunkt der Wanderung liegt auf 1380 Meter. Der gut ausgebaute Wanderweg führt via zahlreiche Serpentinen steil den Berg hinauf. Zu Beginn der Strecke prägt ein geschützter dichter Bergwald mit vielen endemischen Baumarten das Geschehnis und  immer wieder tun sich Blicke aus der Vogelperspektive auf Cilaos und den Talkessel auf. Übrigens sind rund 40 % der Inseloberfläche am 2. August 2010 zum Weltnaturerbe erklärt worden und soll helfen die bedrohte Flora und Fauna zu schützen.

Nach etwas mehr als 1000 Höhenmetern ist die Abbruchkante erreicht. Schlagartig ändert sich die Vegetation. Niedrige Sträucher und Gestrüpp dominieren und ein rauer Wind bläst über die Ebene. Auf der Abbruchkante angekommen kann man auch bereits die Berghütte Dufour erkennen. Diese befindet sich auf 2478 Meter und erreicht man nach zirka drei bis fünf Stunden vom Ausgangsort aus. 

Aufgrund der unsicheren Wetterlage und nach ein paar Stunden Erholung entschieden wir uns noch am selben Tag auf den Gipfel zu steigen, um den Sonnenuntergang zu sehen. Normalerweise wird der Berg zum Sonnenaufgang erklommen und man bricht um 04:00 Uhr morgens in der Hütte auf. Da wir aber von anderen Wanderern hörten, dass es an diesem Tag frühmorgens regnete wählten wir die andere Variante. Trotz bereits müden Beinen schafften wir die restlichen 600 Höhenmeter auf den Gipfel und wurden mit einem gigantischen Panorama belohnt.

Der Blick in den wolkenlosen Cirque de Cilaos war überwältigend und auch die wolkenbehangenen beiden anderen Cirques hatten Ihren Reiz. Man hatte das Gefühl über den Wolken zu schweben und hatte dabei eine Perspektive wie aus einem Flugzeug heraus.  Nach dem magischen Sonnenuntergang machten wir uns ausgerüstet mit Taschenlampen auf den Rückweg zur Berghütte. Ein imposantes Sternenmeer begleitete uns durch die Dunkelheit. Erschöpft von einem anstrengenden Tag trafen wir doch noch wohlbehütet bei der Berghütte ein.

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Berghütte Dufour - Erholung an den Stränden La Réunions

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Während die anderen Zimmergenossen am nächsten Morgen bei Regen um 4 Uhr Tagwache hatten, konnten wir uns noch einmal gemütlich umdrehen. Die Berghütte ist übrigens sehr spartanisch eingerichtet und besteht aus mehreren Massenschlägen mit Kajütenbetten. Nach dem Frühstück begannen wir mit dem Abstieg und freuten uns auf ein paar erholsame Tage am Strand. Nach der Rückkehr in Cilaos fuhren wir gleich weiter, die 400 Kurven hinunter ans Meer.

Die kommenden Tage verbrachten wir an verschiedenen Stränden und in unterschiedlichsten Hotels, um zukünftige Kunden möglichst kompetent beraten zu können. Die schönsten Strände von La Réunion befinden sich allesamt an der Westküste, wo auch das Wetter stabiler als in den Bergen ist und nur sehr wenige Niederschläge auftreten. 

Das Meer ist in La Réunion tendenziell sehr rau, was Baden an gewissen Orten nur unter Aufsicht ermöglicht. Aber vorgelagerte Korallenriffs schützen zahlreiche Strände vor den brechenden Wellen und formen schöne türkisblaue Lagunen. In diesen Gebieten kann problemlos gebadet oder beim Schnorcheln zahlreichen bunten Fischen zugeschaut werden.  Viele Strandhotels befinden sich aus diesem Grund in den vom Riff geschützten Regionen rund um St-Gilles-les-Bains, dem bekanntesten  Badeort der Insel. La Réunion ist auch bekannt für eine der weltweit besten Surfwellen oder für eindrucksvolle Tauchgebiete.

Übrigens werden zudem spektakuläre Helikopterflüge über die drei Cirques und zum aktiven Vulkan Piton de la Fournaise angeboten. Kürzere Wanderungen und Fahrten zu Aussichtspunkten können von den Badehotels gut auch aus als Tagesausflüge gemacht werden. Bei ausgedehnten Wanderungen in den Bergen empfiehlt sich wegen dem wetterbedingten frühen Aufstehen und den langen Anfahrtszeiten auf kurvenreichen Strassen auf jeden Fall in den charmanten Bergdörfern zu Übernachten.

An einem Abend haben wir uns noch in das pulsierende Nachtleben von St-Pierre gestürzt. Es war eindrücklich zu erfahren, wie Menschen unterschiedlichster Herkunft und verschiedenster Hautfarben zusammen feierten. Ein Beweis wie gut die Ethnien aus drei Kontinenten zu etwas Neuem verschmolzen sind. Im wahrsten Sinne eine Reunion, eine Vereinigung und Zusammenkunft verschiedener Kulturen und Traditionen. Ähnlich vielseitig ist auch die Landschaft. Von sattem Grün, über türkisblaue Lagunen bis zu schwarzen Vulkanwüsten findet man praktisch alles.

Leider war die Reise bereits nach 12 Tagen zu Ende und die Heimreise musste angetreten werden. Was bleibt sind die vielen tollen Erinnerungen und der Duft der mitgebrachten frischen Vanille.

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April 2013