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Fabienne Keller

Reise nach La Réunion

Im November bereiste Dreamtime Reise-Spezialistin Fabienne Keller La Réunion. Begeistert von Land und Leuten kam sie zurück und erzählt nun ganz persönlich von ihren Eindrücken. Lassen Sie sich auf die Kombination Wander- und Mietwagenrundreise ein und lernen Sie einen grossen Teil der Insel kennen.

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Wanderferien auf La Réunion

Der Wunsch, eines Tages die kleine Insel im Indischen Ozean zu bereisen, war schon länger präsent. Viele Jugendliche aus La Réunion verlassen nach der Schule die Insel, um im Ausland zu studieren und zu arbeiten. Während eines Australienaufenthaltes hatte ich vor einigen Jahren die Gelegenheit einige dieser jungen Menschen persönlich kennenzulernen und war schnell begeistert von deren Freundlichkeit und Lockerheit. Vor allem fiel mir auf, dass einige einen europäischen und anderen einen afrikanischen Hintergrund hatten. Warum das so ist, habe ich später herausgefunden. Die und weitere spannende Anekdoten zu dieser Insel habe ich im November 2015 auf meiner zweiwöchigen Rundreise erlebt.

Eine Kombination aus Wander- und Mietwagenrundreise ermöglichte es uns, innerhalb von zwei Wochen einen grossen Teil der Insel kennenzulernen.

Meine persönlichen Höhepunkte waren die Durchquerung des «Cirque de Mafate» und des «Cirque de Cilaos», sowie die Besteigung der Vulkane «Piton des Neiges» und des «Piton de la Fournaise». Davon möchte ich gerne mehr erzählen.

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Die Durchquerung: Tag 1

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Nach einem kurzen Stopp in der Hauptstadt St. Denis, welche durch ihre französische Architektur besticht, werden wir zum Piton de Maïdo (2204 m) gefahren. Der Aussichtspunkt auf der Westseite von La Réunion ist deshalb sehr beliebt, weil er einen traumhaften Ausblick auf den Cirque de Mafate bietet, dem unberührten Talkessel der Insel. Es gibt keine Strasse, welche einem durch dieses Talkessel führt; man geht entweder zu Fuss oder fliegt mit dem Helikopter dorthin. Da uns der Helikopter doch ein bisschen zu pompös erscheint, entschieden wir uns für den Fussweg und wandern mit einem 5-tages Rucksack los.

Das erste Etappenziel ist das Bergdörfchen Roche Plate, welches sich genau unter uns im Tal befindet. Was uns noch trennt, ist «nur» eine steile Felswand. Ein gut ausgebauter Weg führt in ca. 4 bis 5 Stunden hinunter ins Bergdorf. Was wir ein bisschen unterschätzt haben, ist die Hitze und der steile Weg, bestehend aus zahlreichen Treppchen. Der Ausblick auf den Cirque de Mafate ist wirklich traumhaft schön und die Leute, welche wir auf dem Weg treffen, sind stets sehr freundlich und offen. Auf auf dem ersten Teil der Wanderung lernen wir vor allem Franzosen kennen, welche dort irgendwie heimisch sind.

Vor allem am ersten Tag empfiehlt es sich, genügend Wasser mitzunehmen und Sonnencreme sowie Kopfschutz nicht zu vergessen. Bei der Durchquerung ein paar Wanderstöcke mitzuführen ist sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung.

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Am frühen Nachmittag erreichen wir unsere Berghütte in Roche Plate.

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Dort können wir noch einige Stunden die unberührte Natur und Ruhe geniessen, müssen aber noch das Mittagessen für den nächsten Tag besorgen. Der einzige Dorfladen verkauft vorwiegend Kekse, Chips, Bier, Wasser, Tonbüchsen und sonst ein paar Sachen. Die Auswahl ist begrenzt.

Zum Abendessen erwartet uns die erste Spezialität der Insel, ein «Carì» aus Hühnerfleisch, als Beilage Reis und Bohnen und selbstverständlich den lokalen Rum Arrangé.

In den Bergen wird in «Gîtes» übernachtet, also in Berghütten. Diese sind stets gut gepflegt und sauber. 

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«Gîtes» bieten den Gästen entweder Doppel- oder Mehrbettzimmern sowie Frühstück und Abendessen.

Die Durchquerung: Tag 2

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La Réunion ist ein Land für Frühaufsteher! Da es am Morgen oft schönes Wetter ist und am Nachmittag in den Bergen die Wolken einziehen, lohnt es sich auf jeden Fall früh aufzustehen um das herrliche wolkenlose Bergpanorama in der Morgensonne zu geniessen. Der Wanderweg ist am zweiten Tag schon deutlich angenehmer; mal geht’s bergauf, mal bergab. Wir erreichen zu Mittag einen Fluss mit Wasserfällen, ein idealer Ort zum Mittagessen, Baden und ein bisschen ausruhen. Wir befinden uns mittlerweile in einer Art Canyon. Die Landschaft hat sich stark verändert und wir sind mitten in einem trockenen und kargen Gebiet.

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Gegen den späteren Nachmittag erreichen wir das nächste Dörfchen, Marla. Es liegt erhöht im Cirque de Mafate und bietet einen tollen Ausblick auf den Canyon. Marla ist im Vergleich zu Roche Plate viel lebendiger, hat eine eigene Schule, eine Kirche und eine Bar mit Musik.

Eine Flasche «Dodo Le Là» (lokales Bier) begleitet von kreolischer Musik im Reggea Stil und einer Wandergruppe, welche kurzerhand zur Tanzgruppe wird, ist ein perfekter und amüsanter Abschluss eines intensiven Wandertags!

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Das Panorama, welches uns auf dieser Wanderung begleitet, ist wirklich einzigartig. Steile und spitzige Berge, eindrückliche Felswände, das klare Morgenlicht, das Wolkenspektakel am Nachmittag, die wechselhafte Vegetation und die gelassene Atmosphäre beeindrucken und faszinieren täglich aufs Neue!

Die Durchquerung: Tag 3

Auch der dritte Wandertag beginnt mit einem stärkenden Frühstück, bestehend aus Baguette, Butter, Marmelade (samt brauner Bananenmarmelade) sowie Kaffee oder Tee. Nach einem steilen ca. zweistündigen Aufstieg zum Col de Taïbit (2081 m) sind wir wieder aufgewärmt und vor allem einmal mehr ausser Atem. Der Ausblick ist fantastisch: auf einer Seite geniesst man einen letzten Ausblick auf den Cirque de Mafate und auf der anderen Seite sieht man bereits das Städtchen Cilaos im Cirque de Salazie. Die Stimmung ist ausgelassen, es werden viele Fotos geknipst, es wird viel gelacht und geplaudert. 

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Danach geht's runter in Richtung Cilaos, eine vergleichsweise lockere zweistündige Wanderung, bis wir die Hauptstrasse erreichen und uns der lokale Bus in unser 3-Sterne Hotel Tsilaosa in Cilaos bringt. Ein Jacuzzi im Zimmer sorgt für fröhliche Gesichter und wir lassen uns diesen Spass natürlich nicht entgehen... Lächelnd

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Die Durchquerung: Tag 4

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Der heutige Tag steht uns zur Erholung und zur Entdeckung von Cilaos zur Verfügung. Erholen müssen sich an dieser Stelle vor allem meine Knie, welche bei der Durchquerung des Gebirges durch die steile Wanderwegen doch stark belastet wurden. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass wir auf dieser Wanderung von verschiedensten Wanderrouten erfahren haben. Die von uns gewählte Route ist nur eine Möglichkeit; es gibt noch längere Routen, welche alle drei Talkessel einschliessen oder kürzere Strecken, welche auch weniger steil und anstrengend sind. Die Insel bietet für jedermann eine passende Wanderroute oder Tageswanderung.

Ein kleiner See mitten in Cilaos ist für uns der perfekte Erholungsort. Beim Franzosen nebenan, im Restaurant Chez Noe, gibt es zum Abendessen einen Chouchou-Gratin, eine weitere Spezialität der Insel, welche man auf keinem Fall verpassen sollte!

Die Durchquerung: Tag 5

Der Piton des Neiges ist der höchste Punkt der Insel und unser nächstes Ziel auf der Wanderreise. Den Gipfel des erloschenen Vulkans erreicht man entweder aus Cilaos oder aus Salazie. Die erste Etappe ist die Caverne Dufour, eine einfache Berghütte auf knapp 2500 m. Nach ca. 1,5 Stunden Wanderung begrüsst uns der erste und glücklicherweise einzige tropische Regen der gesamten Ferien und nach geschätzten fünf Minuten sind wir komplett durchnässt. Wir erreichen nach 15 Minuten eine kleine Holzhütte, welche zahlreiche Wanderer vor dem Regen schützt. Die Stimmung ist trotz Nässe einmal mehr sehr ausgelassen, es wird viel gelacht, gemeinsam zu Mittag gegessen und gezittert, es wird nämlich langsam kühl. 

Da der Regen auch nach einer Stunde nicht nachlässt, heisst es dennoch weiter wandern. Nach zwei Stunden Dauerregen werden es eigentliche Bäche, welche vom Berg herunterfliessen und somit verwandelt sich die Wanderung kurzerhand zur amüsanten «Canyoning Experience».

Als wir die Caverne Dufour am Nachmittag erreichen, scheint bereits wieder die Sonne. Alle Wanderer treffen sich auf der Sonnenterrasse bei Kaffee, Tee und Bier. Die traumhafte Aussicht aus der Berghütte sollte nur ein kleiner Vorgeschmack auf den morgigen Tag sein.

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Die Durchquerung: Tag 6

Nach einer kurzen und erholsamen Nacht in einem eher grossen Mehrbettzimmer (15 Personen), heisst es bereits um 03:00 Uhr wieder aufstehen. Durch Nebel und Dunkelheit finden wir den gut gekennzeichneten Weg hinauf zum Piton des Neiges. Nach zwei Stunden kommen wir pünktlich zum Sonnenaufgang um 05:30 Uhr auf den Gipfel auf 3070 m an. Was uns dort erwartet, ist wirklich fantastisch... einen 360 Grad Ausblick auf die ganze Insel, die eindrücklichen Farben der Berge und des Himmels sowie ein Bild, das mit einem «Wasserfall bestehend aus Wolken» beschrieben werden kann!

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Zurück bei der Hütte erwartet uns ein stärkendes Frühstück, bevor es zurück nach Cilaos geht.

Die Wanderung zum Piton des Neiges war trotz Anstrengung, Regen und einer eher kurzen Nacht ein grosses Highlight auf der Rundreise durch La Réunion.

Aufstieg zum Piton de la Fournaise

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Unser letztes Wandererlebnis auf La Réunion ist die Besteigung des aktiven Vulkans Piton de la Fournaise (2632 m). Wir übernachten im Dorf Bourg-Murat nahe Plaine des Cafres, ein schönes Berggebiet mit zahlreichen Bauernhöfen, Vanille- und Zuckerrohrplantagen und kleinen Dörfern. Auf Empfehlung stehen wir früh auf und bereits um 05:00 Uhr fahren wir mit unserem Mietwagen los.

Die 45-minütige Fahrt in Richtung Piton de la Fournaise, welche ich glücklicherweise auf dem Beifahrersitz geniessen kann, stellt sich als eine der grössten Highlights meiner Reise heraus. Den Sonnenaufgang in dieser Berglandschaft und auf der Plaine des Sables zu erleben, ist wirklich einmalig! Die Plaine des Sables ist, wie der Name sagt, eine Sandebene. Da bekommt man kurz das Gefühl, im australischen Outback oder irgendwo in Afrika unterwegs zu sein. Die Farben, die Formen und die Weite, begleitet vom morgendlichen Sonnenlicht, machen aus der Plaine des Sables ein einziges Spektakel! Ein weiterer Vorteil früh aufzustehen ist die Anzahl Besucher, welche dann deutlich geringer ist.

Der Vulkan war kurz vor unserem Besuch erneut ausgebrochen, weshalb der Wanderweg zum Krater während mehreren Wochen geschlossen war. Ein Ausbruch des Vulkans ist für die Menschen grundsätzlich ungefährlich, denn die Lava spuckt immer in Richtung Osten in den Indischen Ozean. Das einzige Risiko ist, dass die «Route du Lava» im Osten des Landes dabei zerstört und neu aufgebaut werden muss. Wir haben Glück, denn der Weg zum Krater ist zwei Tage zuvor wieder eröffnet worden.

Vom Parkplatz bei Col de Bellecombe aus sieht man bereits den Piton de la Fournaise und den kleinen Krater Formica Léo. Eindrücklich ist vor allem die Wanderung zum grossen Krater. Diese führt zuerst zum kleinen Sandkrater Formica Léo, welchen man auch besteigen kann. Eine lange Lavaebene führt zum Vulkan Piton de la Fournaise und gewandert wird dabei ausschliesslich auf erloschener Lava, eine nette Abwechslung zu den Wanderwegen während der Durchquerung. Eindrücklich sind auf dem Weg die zahlreichen Lavaformationen, welche während mehreren Vulkanausbrüchen entstanden sind.

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Auf dem Krater angekommen geniesst man zum einen den schönen Ausblick auf den Ostteil der Insel und den Indischen Ozean und zum anderen den Einblick in den Vulkan Piton de la Fournaise, das lebendige Herz dieser unglaublich vielfältigen Insel.

Die Rückfahrt vom Col de Bellecombe zur Plaine des Cafres erinnert, dank den staubigen Strassen und den zahlreichen weissen Mietwagen, an einem Rally durch die Wüste und zaubert uns ein weiteres Lächeln auf die Gesichter während dieser tollen Reise!

… und was sind nun die spannenden Anekdoten zu dieser Insel? Dies finden Sie am besten bei einer Rundreise durch dieses vielfältige Land selber heraus! 

 

Mehr Infos zu La Réunion

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November 2015