Valparaiso
Zwei Nächte verbrachten wir in der Hafenstadt Valparaiso. Die bunte Stadt mit ihren engen Gassen und steilen Treppenaufgängen liegt knapp zwei Stunden von Santiago entfernt. Wir erkundeten in erster Linie die auf den Hügeln angelegten Stadtteile «Alegre» und «Concepcion» mit ihren bunten Häusern, vielen Cafés und Restaurants. Wir liessen uns treiben, schlenderten durch die Gassen, bestaunten die vielen Graffitis in der Stadt und genossen die Sicht auf den Hafen und das Meer. Valparaiso hätte noch viel mehr zu bieten gehabt - jedoch spürten wir den Jetlag noch und nutzten die Zeit, um unsere inneren Uhren anzupassen.
Um den gemieteten Garage-Parkplatz waren wir sehr froh - die Strassen sind dermassen eng und steil, dass ein Pick-Up zu parken fast unmöglich gewesen wäre.
Fray Jorge Nationalpark
Unser erster Aufenthalt in der Natur - Parque Nacional Fray Jorge. Hier sorgen die vom Humboldtstrom erzeugten Küstennebel «Camanchaca» für ein Phänomen - hier wächst Valdivianischer Nebelwald. Diese Wald-Art findet man eigentlich rund 1500 km weiter südlich in kälteren Regionen. Im Biosphären-Reservat gibt es rund 120 Vogel- und 440 Pflanzenarten zu bestaunen.
Da es in der Region keine Unterkünfte gibt, haben wir uns für eine Nacht auf dem kleinen Astro-Camping entschieden, der unweit vom Parkeingang liegt. Die Fahrt durch den Park zum Ausgangspunkt für eine rund 45-minütige Rundwanderung war wunderschön. Das Landschaftsbild ist mit vielen hohen Kakteen geschmückt, die Stimmung aufgrund des Nebels sehr mystisch und eindrücklich.
Valle d'Elqui - Lunar Eclipse
Unsere Reise führte uns für 3 Nächte ins Valle d'Elqui. Das pittoreske Tal führt von der Küste rund 120 km zu den Anden. Saftig grüne Täler, kilometerlange Flächen mit Pisco-Trauben und karge Anden-Berge prägen das Landschaftsbild. Die Region ist bekannt für einen speziell schönen Sternenhimmel.
Wir dachten schon aufgrund des Vollmonds leider nicht viel davon zu sehen. Zu unserer Überraschung stand in der ersten Nacht die totale Mondfinsternis an. Um eine Astro-Tour zu buchen waren wir zu spät dran. So entschieden wir uns an einen abgelegenen Ort zu fahren und die Nacht auf der Ladefläche unseres Pick-Ups zu verbringen. Unser Gastgeber in Pisco d'Elqui gab uns Kleinholz sowie einen kleinen, selbst geschweissten Grill mit, welchen wir so liebgewonnen haben und für die Weiterreise abkaufen durften. So erlebten wir eine traumhafte Nacht mit Lagerfeuer und Mond-Spektakel.
Die weiteren Tage verbrachten wir im Dorf - wo zu dieser Zeit das grosse, alljährliche Pisco-Fest stattfand, am Fluss «Embalse Pudaro» und erkundeten die Seitentäler.
Punta de Choros & Bahia Inglesia
Die nächsten Tage verbrachten wir wieder an der Küste. Unser erster Stopp war in Punta de Choros - Ausgangspunkt für Ausflüge ins Reserva Nacional Pingüin Humboldt. Drei vorgelagerte Inseln bilden das Reservat, welche Heimat für viele Pinguine, Robben, Seelöwen, Vögel und Delfine sind. Unser Plan war ein Tagesausflug mit einem Fischerboot zu den Inseln zu unternehmen - jedoch ist das Reservat in der Nebensaison nicht täglich geöffnet. Aufgrund dessen und des Küstennebels wegen entschieden wir uns weiter nach Bahia de Inglesia zu fahren und dort zwei Nächte am Strand zu verbringen. Wir genossen das maritime Flair und die Vorzüge der Nebensaison - denn Bahia Inglesia ist in der Hochsaison ein sehr beliebter und belebter Ferienort.
Hochland - Tres Cruces Nationalpark & Pedernales
Unser erster Abstecher ins Hochland steht an. Es geht in den Parque Nacional Tres Cruces zum Refugio Maricunga Laguna Santa Rosa auf 3800 m.ü.M. Nützliche Informationen zu unserem Vorhaben fanden wir im Vorfeld wenige und unsere E-Mails an die Nationalpark-Behörde blieben unbeantwortet. Entsprechend hoch war die Anspannung.
Um uns möglichst gut auf unser Abenteuer vorzubereiten, entschieden wir uns für eine Nacht in Copiapo, wo die chilenische Forstbehörde (CONAF) ein Büro hat und es gute Einkaufsmöglichkeiten gibt. Ein Angestellter von CONAF konnte uns glücklicherweise den Kontakt von Ercio geben - einem lokalen Touristiker, der den Tourismus in der Region aufbauen will und Kontakt zum Refugio hat. Jackpot! Er riet uns zu einer Zwischennacht auf 3000 m.ü.M. und nach jeweils 300 Höhenmetern einen Stopp einzulegen, um uns an die Höhe zu gewöhnen.
Nach einer ausgiebigen Shoppingtour ging es mit unseren Essens- und Wasservorräten, welche etwa für eine Woche gereicht hätten, sowie 3 gefüllten Dieselkanistern, los in Richtung Parque Nacional Tres Cruces - von 300 auf 3000 m.ü.M. in 140 km. Wie empfohlen, hielten wir jeweils nach 300 zurückgelegten Höhenmetern an - strickten an unseren Mützen und tranken viel Wasser. Bei der empfohlenen kleinen Kreuzung auf 3000 m.ü.M. stellten wir unser Nachtlager auf und kochten über dem Feuer. Kalte Temperaturen und oberflächlicher Schlaf – die Höhe war definitiv zu spüren.
Parque Nacional Tres Cruces
Am nächsten Tag legten wir die restlichen 20 km bis in den Park zurück. Die traumhafte, aber kurvenreiche Strecke führte uns auf 4'100 m.ü.M zum Parkeingang mit spektakulärer Weitsicht und dann runter zum Refugio auf 3800 m.ü.M. wo uns Alvarvo, der Hüttenwart freundlich willkommen hiess.
Wir verbrachten drei gemächliche Tage im Nationalpark, erkundeten die Umgebung, entspannten beim Refugio, beobachteten Flamingos, Vicunas und Guanakos und unternahmen einen Ausflug zur Laguna Verde und zum Rio Lamas. Die Farben und Landschaftsbilder sind unglaublich eindrücklich, so auch die Sicht auf den «Ojos del Salado» - den höchsten Vulkan der Welt. Tagsüber konnten wir uns über Sonnenschein und angenehme 15°C freuen. Nachts war es windig und das Thermometer fiel auf -16°C, was alle Wasserleitungen in der Hütte zum Einfrieren brachte. Zum Glück bot uns das mit Ofen ausgestattete Refugio Schutz und Wärme vor Wind und Wetter
Pedernales
Ein weiteres Highlight auf unserer Reise waren die türkisfarbenen Lagunen von Pedernales. Eine anspruchsvolle Sandpiste führte uns zum 20km entfernten Ausgangspunkt. Dank den Koordinaten von Ercio, dem lokalen Touristiker konnten wir den nicht ausgeschilderten Weg zum Parkplatz finden. Dort angekommen, war weit und breit nichts von den bunten Lagunen zu sehen. Mittels Maps.me fanden wir nach einem rund stündigen Spaziergang über den Salzsee die farbenfrohen Wasserlöcher.
Chañaral, Pan de Azucar & Antofagasta
Nach unserem Hochland-Abenteuer gings zurück an die Küste - nach Chañaral. Die kurvenreiche Strasse vom Altiplano runter in Richtung Meer war höchst spektakulär. Wir verbrachten eine Nacht am Strand von Chañaral - unweit des Parque Nacional Pan de Azúcar. Der Park ist bekannt für seine Kakteenvielfalt, Zwergbüsche und Guanakos.
Um die Strecke nach San Pedro de Atacama zu unterbrechen, legten wir einen Übernachtungs-Stopp in Antofagasta ein. Die Hafenstadt, welche vor dem Salpeterkrieg noch zu Bolivien gehörte, reizte uns eigentlich nicht. Zu unserer Überraschung verbrachten wir da einen tollen Abend beim nächtlichen Beachvolleyball spielen am Stadtstrand.
San Pedro de Atacama
Eine lange Fahrt brachte uns zurück ins Altiplano nach San Pedro de Atacama. Wir verbrachten fünf Nächte im touristischen Örtchen. Obwohl San Pedro jährlich sehr viele Besucher empfängt, behält es seinen überschaubaren Dorfcharakter. Am ersten Tag besuchten wir den Quebrada de Guatin mit seinen Riesen-Kakteen und zum Sonnenuntergang das sehr touristische Valle de la Luna. Aufgrund des aufkommenden starken Windes unternahmen wir bereits am zweiten Tag den Tagesausflug zu den Lagunen Miscanti & Miñiques und den Piedra Rojas. Gemütlich war der Wind aber an diesem Tag auch nicht mehr. An den weiteren Tagen gingen wir Reiten, gönnten uns eine Wohlfühlmassage und nahmen am späten Abend an einer Sternbeobachtungs-Tour teil. Dank Leermond und klarem Himmel hatten wir die perfekte Sicht auf die Milchstrasse.
Gut zu wissen: Wegen des hohen touristischen Aufkommens müssen für fast alle Sehenswürdigkeiten im Voraus Eintrittskarten besorgt werden.
Iquique
Via Calama, Tocopilla und Ruta 1 reisten wir weiter nördlich nach Iquique, wo wir für weitere zwei Nächte logierten. Die Zeit nutzten wir, um nochmals unsere Vorräte aufzurüsten und unser Auto, welches je länger, je mehr einen Linksdrall hatte, reparieren zu lassen bevor wir uns nochmals für mehrere Tage in die Natur begaben. Die Abende verbrachten wir jeweils am Strand im Beachvolleyball-Training mit jungen Leuten aus Iquique. Die belebte Strandpromenade und das kulinarische Angebot in Iquique haben uns sehr positiv überrascht.
Unser «für-Frauen-geeignete» Great Wall Motor konnte leider nicht repariert werden mangels verfügbaren Ersatzteilen für das modere Fahrzeug. So erhielten wir nach längeren Diskussionen ein Minen-Fahrzeug und konnten unsere Reise fortsetzen. Dass das Auto schwächelte und einen kaputten Filter hatte, stellten wir erst später fest...
Hochland - Salar de Huasco, Volcan Isluga, Salar de Surire, Lauca Nationalpark
Der letzte Teil unserer Reise führte uns ins Hochland ganz im Norden Chiles. Wir haben uns für die längere, aber spektakulärere Route nahe der Bolivianischen Grenze entschieden, um nach Cariquima zu gelangen. Seit vielen Jahren stand diese Region ganz weit oben auf meiner Reise-Wunsch-Liste.
Salar de Huasco & Cariquima
Wir fuhren via Pozo Almonte in Richtung Salar de Huasco - ein traumhafter Salzsee mit vielen Flamingos. Nach längerem Stopp ging es weiter Richtung Lirima und schlussendlich bis nach Cariquima, ein kleines Dorf mit einer ganz kleinen einfachen Unterkunft. Das Panorama auf dem Weg war sehr eindrücklich - die Strasse hingegen ziemlich schlecht, eng und kurvenreich. Unser Auto hatte bergauf nicht wirklich viel Power, was wir mit der Höhe bis zu 5000 m.ü.M begründeten.
Puchuldiza & Volcan Isluga Nationalpark
Bevor wir uns in Richtung Parque Nacional Volcán Isluga machten, konnten wir der Hotelbesitzerin noch etwas Diesel abkaufen, um den bereits gebrauchten Kanister aufzufüllen. Wir besuchten die Geysire von Puchuldiza, die Kirche von Mauque und bewunderten das schöne Panorama auf der Fahrt durch den Nationalpark. Unterwegs begegneten wir vielen Lamas und Alpakas - jedoch keinen Menschen oder Autos. Gegen Abend erreichten wir den Salar Surire.
Salar de Surire
Da es in der Nähe keine Unterkunft gibt, haben wir uns entschieden beim etwas geschützten Stellplatz direkt an den Thermen Polloquere zu zelten. Dass uns eine kalte Nacht bevorsteht, war uns bewusst. Aber der sehr starke Wind hat uns vor grosse Herausforderungen gestellt. Erstens ein Zelt aufzuschlagen bei so viel Wind und zweitens Feuer zu machen und darauf zu kochen, war fast unmöglich - aber wir haben es nach einigen Versuchen geschafft. Die Nacht war erträglich und am Morgen durften wir uns über eine unvergessliche Stimmung freuen. Die ersten Sonnenstrahlen brachten ein wunderschönes Licht und die Terme dampfte vor sich hin. Nach dem Frühstück sowie einem wärmenden Bad in der Therme fuhren wir los. Gegen Mittag bekundete unser Auto immer mehr Mühe, bis es schlussendlich zum Stand kam und nichts mehr ging - zum Glück auf einer etwas befahrenen Strasse, wo so alle 30 Minuten ein Truck vorbei fuhr...
Nach mehreren Versuchen unser Fahrzeug wieder zu starten, riefen wir den Notfalldienst der Mietwagenfirma an - Satellitentelefon und Lea's Spanischkünste seien dank. Mehrere Truck-Driver hielten an und versuchten uns zu helfen - leider ohne Erfolg. Als es am Eindunkeln und weit und breit noch kein Abschleppdienst in Sicht war, wollten wir unser Zelt am Strassenrand aufstellen und Feuer machen, als Mitarbeiter von der nahegelegenen Miene anhielten. Sie meinten, dass es zu gefährlich sei da zu übernachten, weil wir uns auf der Drogen-Schmuggel-Route befinden würden. So brachten sie uns samt Auto zum nahe gelegenen Polizeiposten, wo die Polizisten uns bei sich aufnahmen. Sie verköstigten uns mit leckerer Cazuela und boten uns einen warmen Schlafplatz - bis morgens um drei der Abschleppdienst eintraf.
Wir konnten es uns in unserem Auto gemütlich machen, da in der Fahrerkabine des Abschleppwagens kein Platz für uns war. Eingepackt in unseren Schlafsäcken tuckerten wir bis nach Putre, da wir noch ein paar Tage im Lauca Nationalpark und in der Region verbringen wollten, bevor die Reise in Arica endete.
Putre & Lauca Nationalpark
Nachdem wir Putre im Verlaufe des Morgens ziemlich übermüdet erreicht haben, haben wir uns für einen gemütlichen Nachmittag im Dorf entschieden und versuchten erfolglos für die kommenden Tage noch ein Fahrzeug zu organisieren. So passten wir unser Programm an und konnten mit unseren Gastgebern eine Tour in den Nationalpark buchen. Wir besuchten den Lago Chungará, spazierten zur Laguna Cotacotani und erkundeten das Dorf Parinacota. Es war ein schöner Tag mit spannenden Gesprächen.
Arica
Einen Tag früher als geplant, reisten wir mit dem Bus von Putre nach Arica, wo an diesem Tag der «Arica-Day» gefeiert wurde. Das Stadtfest wollten wir uns nicht entgehen lassen und so verbrachten wir den Abend am Strand beim Konzert von Autenticos Decadentes, einer sehr bekannten Band in Südamerika und genossen die ausgelassene Stimmung. Der letzte Tag unserer Reise verbrachten wir mit einem Stadt- und Hafenbesuch, gönnten uns etwas wehmütig ein letztes Ceviche und liessen dabei die letzten Wochen revuepassieren.
Unsere unvergessliche Reise endete mit dem Rückflug via Santiago de Chile und London in Zürich.
Laura Sieber
Mehr Informationen zu Chile
Mai/Juni 2022