Portrait_Peru_LE_500x350.jpg

Livia Eberle

Unterwegs in Peru

Im Mai bereiste unsere Produktverantwortliche für Lateinamerika, Livia Eberle, bereits zum zweiten Mal Peru. Sie kehrte mit vielen neuen Erfahrungen bereichert aus dem ehemaligen Reich der Inkas zurück: Abwechslungsreiche Landschaften, jahrhundertalte Kulturen und Traditionen sowie auch kulinarische Höhepunkte. Ein Sprichwort besagt: «Wenn es einen sechsten Sinn gibt, muss man in Peru den Geschmackssinn zweimal zählen.» Kein Wunder also, wird Peru auch gerne das «reichste Land der Welt» genannt!

Karte Peru_web.jpg

Zürich – Madrid – Lima

Zum ersten Mal in meiner Reisekarriere hatte ich die Gelegenheit mit Air Europa zu fliegen. Meine vorgängigen Bedenken waren schnell verflogen. Die neue Boeing-Flotte ist modern und komfortabel und auch der Service ist durchaus akzeptabel – mit dem Wissen, dass Air Europa wie viele andere Airlines heutzutage das Konzept verfolgt, dass jegliche Zusatzleistungen (Essen und Getränke, Kopfhörer, Wifi, etc.) nur gegen Bezahlung erhältlich sind. Auf dem Langstreckenflug sind nur eine Mahlzeit und ein Getränk im Ticketpreis inklusive.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Madrid und einer Stärkung im Restaurant ging es für meinen Vater und mich weiter mit der zweiten Flugetappe. Mein unternehmungsfreudiger Vater begleitete mich während dieser Studienreise. Nach rund 15 Stunden erreichten wir frühmorgens die peruanische Hauptstadt Lima. Unser Fahrer brachte uns nach Miraflores, einem modernen Viertel der Millionenmetropole. Miraflores gilt als einer der reichsten Stadtteile Limas.

Nach einem stärkenden Frühstück wurden wir für unsere Stadttour abgeholt. Seit ihrer Gründung 1535 durch den Eroberer Francisco Pizarro ist Lima eine der wichtigsten Städte Südamerikas. Zusammen mit unserer Reiseleiterin Mariela besichtigten wir den Malécon mit seinen grünen Parks und dem fantastischen Ausblick auf den Pazifik. Lima verfügt auch über ein gut erhaltenes Zentrum aus der Kolonialzeit, welches zum Weltkulturerbe der Menschheit gehört. Staunend schlenderten wir durch die schmalen, schachbrettartig angelegten Gassen mit ihren geschichtsträchtigen Gebäuden, oftmals versehen mit pittoresken Holzbalkons. Wir überquerten die grosse Plaza de Armas  mit dem Rathaus und dem Präsidentenpalast. Weiter liessen wir uns durch die Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert führen, wo in einem Glassarg die sterblichen Überreste Francisco Pizarros aufbewahrt werden.

Zu den wichtigsten Museen Limas gehört das archäologische Museum Rafael Larco Herrera. Es besitzt die weltweit grösste Privatsammlung vorspanischer Kunst. Der Eingang des Museums weist die Merkmale einer lateinamerikanischen Hacienda auf. Die Räume sind den verschiedenen Kulturen der vier Regionen des Landes gewidmet. Die Mehrheit der Keramiken stammt aus der Mochica-Zeit. Das feine Mittagessen genossen wir im wunderschönen, schattigen Innengarten des Museums, mit Blick auf die farbenprächtigen Bougainvillea-Drillingsblumen.

Bild 4.jpg

Bild 2_web.jpg

Lima – Cusco

Am nächsten Tag verliessen wir die Hauptstadt bereits wieder und ein anderthalbstündiger Inlandflug brachte uns nach Cusco, der Hauptstadt und dem Zentrum des peruanischen Andenhochlandes. Sie liegt rund 3'400 m.ü.M. Unser Hotel lag direkt neben dem Sonnentempel der Inkas, dem Heiligtum Koricancha. Er war der wichtigste Tempel in der Inka-Hauptstadt, der die Zerstörungen der Conquista nicht überlebte. Seine Ruinen wurden mit dem Bau des Convento de Santo Domingo überbaut. Im Innern des ehemaligen Klosters befinden sich schräge, fugenlose Mauern. Eine technische Meisterleistung der Inkas, die bis heute ein Geheimnis geblieben ist. Die Inkas fügten riesige, unregelmässig geschnittene Steinblöcke ohne Mörtel so dicht zusammen, dass sie die Jahrhunderte mit ihren zahlreichen Katastrophen unversehrt überstanden. Peru liegt in einem aktiven Erdbebengürtel. In den Jahren 1746 und 1940 z.B. zerstörten heftige Beben zahlreiche Kolonialbauten. Die Inkamauern aber hielten den Erschütterungen stand.

Bild 9_web.jpg

Bild 11_web.jpg


Heiliges Tal
– Moray & Maras

Das Heilige Tal liegt nördlich von Cusco. Dorthin unterwegs machten wir einen Halt bei einer peruanischen Familie, die uns ihre traditionelle Art und Weise der Textilherstellung näherbrachte. Anschliessend besuchten wir die Salzterrassen der Maras. Bereits zu Zeiten der Inka wurde hier Steinsalz, das sogenannte «Weisse Gold» abgebaut. Die Nachfahren jener Hochkultur ernten bis heute das beliebte «Sal de Maras», welches auch ins Ausland exportiert wird. Insgesamt sollen es über 4000 Salzfelder sein. Danach ging es weiter zu den nahegelegenen runden Terrassen von Moray. Sie ähneln einem Amphitheater. Sie wurden in früheren Zeiten von den Inkas als Freiluftlabor und Agrarversuchsfeld zum Studium des Einflusses der Mikro-Klimata auf den Pflanzenwuchs genutzt und um die Gewächse an verschiedene Lebensbedingungen anzupassen. Unser Mittagessen nahmen wir bei Tatiana und Jeremy ein, die ihr Zuhause in ein privates und exklusives Restaurant umgewandelt haben. Entspannt genossen wir ein leckeres 3-Gänge-Gourmet-Menü.

Bild 22_web.jpg

Bild 14_web.jpg

Bild 18_web.jpg

Machu Picchu

Am nächsten Morgen in der Früh holte uns ein Fahrer im Hotel ab und wir brachen auf in Richtung Ollantaytambo, von wo uns der Zug bequem in zwei Stunden durch das heilige Urubamba-Tal nach Aguas Calientes brachte. Aguas Calientes ist ein kleines, touristisches Dörfchen direkt am Fusse der weltbekannten Ruinenstätte Machu Picchu gelegen. Dort angekommen erwartete uns bereits unser Reiseleiter und gemeinsam schlängelten wir uns mit dem Bus die steilen Serpentinen hoch bis zum Eingangstor. Die im 15. Jahrhundert erbaute Stadt bei strahlendblauem Himmel und Sonnenschein gemütlich zu begehen und auf sich wirken zu lassen grenzt an ein mystisches Wunder. Kein Wunder also, dass die Ruinenstadt, umgeben von urwaldgrünen Bergen, zu einem der neuen sieben Weltwunder zählt.

Voll mit sinnlichen Eindrücken und interessanten Informationen kehrten wir mit dem Bus zurück nach Aguas Calientes. Dort nahmen wir ein landestypisches Abendessen zu uns, bevor wir mit dem Zug und privatem Reisebus zurückkehrten.

Bild 24_web.jpg

Salkantay Trekking mit Mountain Lodges of Peru

Ein weiteres Highlight der Reise – das siebentägige Salkantay-Trekking - führte uns durch die herrliche Bergwelt der peruanischen Anden mit Übernachtungen in gemütlichen, aber mit allem Komfort ausgestatteten Berghütten.

Gemeinsam mit vier weiteren Gästen und unserem Bergführer Juan fuhren wir mit dem Reisebus Richtung Soraypampa, wo sich unser erster Übernachtungsort befand. Unterwegs legten wir einen Halt bei der archäologischen Stätte von Quillarumiyoc ein. Daraufhin unternahmen wir eine kleine Wanderung, um uns langsam an die Höhe zu gewöhnen.

Das Mittagessen genossen wir in einem Bauernhaus im ursprünglichen Bergdorf Mollepata. Gestärkt fuhren wir alsbald weiter nach Challancancha, dem Ausgangspunkt der dreistündigen Wanderung entlang einer alten Route, genannt «Camino Real». Aus der Ferne erblickten wir kurz darauf den majestätischen Salkantay, mit 6.720m der höchste Berg der Region. Zur Entspannung gönnte ich mir ein heisses Bad im hoteleigenen Whirlpool mit grandiosem Ausblick auf den Gletscher-Riesen.

Der nächste Tag diente der weiteren Akklimatisation an die für uns aussergewöhnliche Höhe. Dafür eignete sich ein Halbtagesausflug zum malerischen Gletschersee Humantay besonders gut. Der Aufstieg war steil und die Luft noch kühl. Indes, wir wurden für das frühe Aufstehen reichlich belohnt, denn wir trafen den türkisblauschimmernden See noch praktisch menschenleer an.

Bild 33_web.jpg

Bild 32_web.jpg

Unterwegs hatte unsere Wandergruppe das Glück an einer Pachamama-Dankeszeremonie teilzunehmen. Die Göttin Pachamama (Mutter Erde) gilt den indigenen Andenvölkern als personifizierte Erdmutter, die Leben schenkt, nährt und schützt. Mamapacha vermischte sich im Laufe der Christianisierung mit der Gestalt der Mutter Gottes Maria. Unser Schamane breitete auf einem Stein ein traditionelles Tuch aus und fügte verschiedene Opfergaben, wie Cocablätter, Süssigkeiten, Blumen, Konfetti und Getränke, zu einem sakralen Bild zusammen, während er ein ständig wiederholendes Gebet in seiner Muttersprache Quechua sprach. In gewisser Weise erinnerte mich das Schaubild an ein tibetisches Mandala, das als visuelles Hilfsmittel dazu dient, religiöse Zusammenhänge zu verinnerlichen. Einzeln knieten wir vor dem Schamanen, der uns so in das Ritual mit einbezog.

Zurück in der Lodge liessen wir uns das reichhaltige Mittagessen mit Dessert schmecken und der Nachmittag stand dann zu unserer freien Verfügung. Wir nutzten die Zeit zur Erholung, denn am nächsten Tag stand der strengste Wandertag an, dem wir alle respektvoll entgegensahen.

Die Bergtour führte uns über den Salktantaypass (4.636m). Wir umrundeten den Gipfel Humantay und stiegen allmählich über ausgedehnte Plateaus hoch. Wir bewegten uns mit langsamen Schritten in der dünnen Luft, bis wir nach rund vier Stunden die Passhöhe erreichten. Stolz auf die sportliche Leistung und gleichzeitig reichlich geschafft, legten wir einen kurzen Halt ein, um unsere Snacks zu essen. Weil es zu nieseln begann, machten wir uns alsbald an den Abstieg. Der Weg führte durch eine karge Berglandschaft mit Felsen und bizarren Steinformationen, vorbei an einem ausgedehnten Geröllfeld, das ein gewaltiger Lawinenabgang  hinterlassen hatte. Je mehr wir uns aber unserem nächsten Übernachtungsort näherten, desto idyllischer wurde die Umgebung wieder mit ihren sanften Hügeln und der sumpfigen Ebene.

Bild 34_web.jpg

Bild 37_web.jpg

Bild 38_web.jpg

Anderntags nach dem Frühstück ging es weiter flussabwärts durch eine sich rapide verändernde Landschaft: Vom spektakulären Hochgebirge der Anden führte uns der Gebirgspfad hinunter in den Nebelwald. Dank des wärmeren Klimas stiessen wir auf eine Vielzahl von Orchideen und bunten Schmetterlingen. In der Lodge erwartete uns ein traditionelles peruanisches Essen:«Pachamanca». Das Fleisch – darunter auch «Cuy» (Meerschweinchen), eine der Spezialitäten des Landes – wird im Erdofen unter Verwendung erhitzter Steine vergraben und gegart. Das Gericht schmeckte ausgezeichnet! Abends zeigte uns unser Guide Juan wie das Nationalgetränk Pisco Sour hergestellt wird. Einigermassen beschwingt durften wir die verschiedenen Sorten des Traubenschnaps kosten.

Am nächsten Tag führte der Pfad entlang des Santa Teresa Flusses durch hügelige Landschaften vorbei an fruchtbaren Obstplantagen. Die Landschaft veränderte sich gefühlt mit jedem Schritt und die steigende Luftfeuchtigkeit signalisierte ebenfalls, dass wir uns dem Dschungel näherten. In der Lodge angekommen besuchten wir später eine ökologisch betriebene Kaffeeplantage. Ein Ehepaar demonstrierte uns den Röstprozess von der grünen Bohne bis zum duftenden Kaffee. Da mir jedoch purer Kaffee nicht schmeckt, freute ich mich umso mehr über den Kaffeeschnaps und erstand von der Kooperative ein paar Flaschen als Souvenir.

Bild 54_web.jpg

Bild 49_web.jpg

Der letzte Trekkingtag war insofern anspruchsvoll, weil es die ersten Stunden über alte Inkastufen durch den Nebelwald steil bergauf ging. Beim ersten Etappenziel auf dem Llactapata Pass (2.736m), erfreuten wir uns aus der Ferne am Anblick des Machu Picchu. Eine Sicht, die nur wenigen Touristen vergönnt ist. Der Abstieg wiederum war ebenfalls mühsam. Nebst der schier unerträglichen Hitze mussten wir jeden Schritt bewusst setzen und ständig auf der Hut sein, um nicht zu stolpern und zu rutschen. Glücklich erreichten wir schliesslich die Bahnstation «Hidroelectrica», von wo aus wir eine malerische Fahrt nach Aguas Calientes genossen. Dort verabschiedeten wir  uns von der sympathischen Wandergruppe und unserem erfahrenen und kompetenten Tourenführer. Mit dem Zug tuckerten mein Vater und ich zurück nach Cusco. Spätabends fielen wir erschöpft, aber zufrieden, ins Bett. Allmählich erholten wir uns von dem intensiven und unvergesslichen Trekking durch die abwechslungsreichen Landschaften Perus.

Cusco – Puerto Maldonado

So sehr wir es uns gewünscht hätten auszuschlafen, mussten wir anderntags dennoch wieder früh raus aus den Federn. Denn das nächste Abenteuer lockte bereits.

Ein Fahrer begleitete uns zum Flughafen in Cusco. Pandemiebedingt gab es keinen Direktflug nach Puerto Maldonado und wir mussten in Lima umsteigen. Nach kurzem Flug landeten wir im Amazonasgebiet. Von den Mitarbeitern des Tambopata Research Centers wurden wir herzlich empfangen. Eine kurze Busfahrt führte uns in deren Büro, wo wir unser nicht benötigtes Gepäck während des Aufenthalts im Naturschutzgebiet deponieren konnten. Am Anlagesteg bestiegen wir ein Boot und wir erreichten in ungefähr dreieinhalb Stunden Fahrt auf dem schlammig trüben Fluss unsere Unterkunft. Das Tambopata Research Center liegt im unberührten Herzen des gleichnamigen Reservats. Die Schifffahrt beförderte uns tief in den Amazonasurwald hinein. Wir begegneten dabei vielen verschiedenen Vogelarten, Kaimanen, Capybaras und Schildkröten.

In der Lodge angekommen erwarteten uns erste Informationen über die kommenden Tage. Abends unternahmen wir einen Streifzug durch den Dschungel und entdeckten einige nachtaktive Tiere wie Spinnen und andere Insektenarten.

Die Lodge war einfach und trotzdem mit den nötigen Annehmlichkeiten für einen entspannten Aufenthalt ausgestattet. Aufgrund der Abgeschiedenheit tief im Amazonasgebiet wird die Lodge auch für Forschungszwecke benutzt. Die Holzbungalows verfügen alle über ein eigenes WC/Bad, bestehen aber nur aus drei Wänden. Die eine Seite ist komplett gegen den Urwald hin geöffnet, so dass man mit den fremdartigen Stimmen der Tierwelt einschläft und vom Gekreische und Gebrülle der Affen aufwacht. Mir persönlich gefällt dieses Konzept, da ich sehr naturverbunden bin. Indes, Spinnen und andere Insekten als Schlafzimmerbegleiter waren dann doch eher gewöhnungsbedürftig.

Die nächsten vier Tage konnten wir zwischen verschiedenen Ausflügen und Aktivitäten wählen: Bootstouren, Dschungelwanderungen, Vogelbeobachtungstouren, Nachtwanderungen und weitere abwechslungsreiche Angebote. Mein absolutes Highlight war der Besuch am frühen Morgen der Ara-Tonlecke, die sich in der Nähe der Lodge befand. Hunderte von farbigen Papageien fliegen täglich zu diesen Lehmmauern, um hier ihren Säure-Haushalt auszugleichen. Während wir gemütlich unser mitgebrachtes Frühstück verzehrten, beobachteten wir gebannt das Naturspektakel am anderen Ende des Ufers. Wahrlich ein magischer Moment!

Bild 58_web.jpg

Bild 59_web.jpg

Bild 62_web.jpg

Bild 70_web.jpg

Puerto Maldonado – Lima – Madrid - Zürich

Leider gehen auch magische Momente irgendwann vorbei und wir machten uns schweren Herzens mit Boot und Bus auf den Weg zum Flughafen in Puerto Maldonado. Der Inlandflug nach Lima dauerte etwa anderthalb Stunden.

Unsere letzte Nacht in Peru verbrachten wir im charmanten Kolonialhaus Villa Barranco im gleichnamigen Stadtviertel. Der Barrio mit seinen wunderschönen viktorianischen Häusern an der Pazifik-Steilküste gelegen, bezaubert durch das urbane Künstlerambiente mit seinen Musikern, Freidenkern und Bohemiens. Den Abend liessen wir gemeinsam mit den Gründern unserer lokalen Agentur in einem authentischen peruanischen Restaurant mit Lomo Saltado und Pisco Sour ausklingen. Auf dem Rückflug nach Zürich hatten wir dann reichlich Zeit, unsere vielen Eindrücke und Erinnerungen allmählich zu verarbeiten.

 

Mehr Infos zu Peru

Livia Eberle

Bild 57_web.jpg

Mai 2022