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Yvonne Deiss

Familienreise durch Costa Rica

Im Juli reiste Yvonne Deiss mit ihrer Familie nach Costa Rica. Fasziniert von der Vielfältigkeit, den freundlichen Menschen und der Tierwelt ist sie zurückgekehrt und berichtet von ihrer Reise durch die «Schweiz Mittelamerikas». Pura Vida!

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Familienreise durch Costa Rica

Eine Destination zu finden, welche allen Familienmitgliedern – davon zwei 2 Teenagern mit unterschiedlichen Bedürfnissen – entspricht, ist nicht ganz einfach… Oder doch? Ein bisschen Kultur, Fauna, Flora, Aktivitäten, Wassersport, schöne Strände, Kulinarik, keine speziellen Impfungen, keine Covid-Einschränkungen und – wenn möglich – ein Direktflug, dies sind die „Anforderungen“. Costa Rica heisst die Lösung.

So fliegen wir in den Sommerferien mit Edelweiss Air direkt und bequem – wir haben uns entschieden, für einen kleinen Aufpreis zwei Notausgang-Plätze zu reservieren, was sich absolut lohnt - in rund 12 Stunden von Zürich nach San José, die Hauptstadt Costa Ricas. Die Wartezeit vor dem Zoll in San José war dann einiges länger, als diejenige, die uns für Zürich prophezeit wurde. Dort haben wir die Gepäckaufgabe sowie den Zoll innert Kürze passiert. Beim Ausgang am Flughafen San José erwartet uns dann auch schon der freundliche Fahrer, welcher uns während rund 45 Minuten durch den Feierabendverkehr ins Stadtzentrum chauffiert.

San José

Da San José „wahrlich keine Schönheit ist“- so in unserem Reiseführer „Reise Know-How“ beschrieben - verbringen wir dort nur eine Nacht im historischen Gran Hotel Costa Rica Curio. Dieses liegt sehr zentral, gleich neben dem Nationaltheater, das doch immerhin als schönstes Gebäude des Landes und als der Stolz aller Ticos gilt. Aber auch das National-, Gold- und Jademuseum sind einen Besuch wert. Ebenso der Besuch des Mercado Central, wo auf engstem Raum so ziemlich alles angeboten wird. Weil wir aber von der langen Reise doch ziemlich müde sind und es gerade wie aus Kübeln regnet – von Mai bis November ist Regenzeit – entscheiden wir uns für einen nur kurzen Spaziergang im Quartier. Gefolgt von einem gemütlichen Nachtessen im Hotel und ein frühes zu Bett gehen, um möglichst bald den Tag-Nacht-Rhythmus wieder zu finden.

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San José – Tortuguero Nationalpark

Am nächsten Morgen werden wir bereits in der Früh für die längere Fahrt Richtung Tortuguero Nationalpark – ein 36km langer Küstenabschnitt, der als wichtigste Brutstelle der Grünen Meeresschildkröte in der ganzen Karibik gilt - abgeholt. Aufgrund einer grossen Baustelle bei San José geht die Reise nicht wie geplant durch den Braulio Carrillo Nationalpark, sondern via Cartago, Turrialba und Siquirres. Die Fahrt, vorbei an malerischen Dörfern, weitläufigen Bananenplantagen und durch üppig grüne Landschaften ist trotzdem sehr schön. Durch einen Frühstücksstop in Paraíso wird sie aufgelockert. Wir lernen bereits das typische Gericht Gallo Pinto, gekochten Reis mit schwarzen Bohnen und Zwiebeln, kennen. Dazu gibt es feinen costa ricanischen Kaffee, frisch gepressten Orangensaft und Bananen. Auf dieser Fahrt im modernen, klimatisierten Bus erfahren wir viel Interessantes über die Geschichte Costa Ricas, Politik, Wirtschaft und die Bewohner - Ticos, wie man die Costa Ricaner mit ihrer sympathischen Wesensart nennt. 

Die Anreise zum Tortuguero Nationalpark dauert ab San José insgesamt rund 5 - 7 Stunden. Mit etwas Musikhören und einem Nickerchen zwischendurch ist dies für unsere Jungs aber kein Problem. Die vielen neuen Eindrücke dieses exotischen Landes können sich so bestens setzen. Mit kleineren Kindern ist diese Reise doch relativ lang und man muss sich dessen bewusst sein.

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Tortuguero Nationalpark

Gegen Nachmittag kommen wir bei der Anlegestelle in La Pavona an, von wo es auf Booten auf dem braunen Tortuguero Fluss und den Seitenkanälen während rund einer Stunde zu den Lodges geht. Bereits diese Fahrt ist ein Abenteuer. Wir entdecken Krokodile, Leguane, sehen Ibise und andere Vogelarten und geniessen die angenehme Brise auf dem Boot. Der Naturraum des Tortuguero National Parks gilt als eines der Gebiete mit der grössten Biodiversität und ist das älteste Schutzgebiet in Costa Rica.

Nach Ankunft in der Aninga Lodge werden wir mit einem feinen Frucht-Cocktail empfangen. Die Lodge liegt versteckt und eingebettet im üppig grünen Regenwald. Die stilvoll eingerichteten Bungalows haben keine Fenster, nur Moskitonetze. Trotz feucht-heissem Klima ist es so während der Nacht sehr angenehm. Nach Bungalow-Bezug geht es bereits auf die erste Erkundungstour mit offenen Booten auf dem Tortuguero River. 

Gemächlich fahren wir auf zum Teil engen Kanälen bis unter das Dickicht der üppig grünen Ufer, entdecken Kaimane, diverse Reiherarten, Leguane, Brülläffchen, Fledermäuse und viele andere Vogelarten. Fauna & Flora Costa Ricas gelten als aussergewöhnlich artenreich. So kommen hier 6% der weltweiten Arten vor, was bedeutet, dass mehr als 500‘000 nachgewiesene Arten in Costa Rica vertreten sind, davon über 220 verschiedene Säugetiere. Aufgrund der dichten Vegetation und der ausgezeichneten Tarnung sieht man diese aber leider nicht so einfach. Doch wer Geduld hat und die Augen offen hält, bekommt mit Sicherheit einige Tiere zu Gesicht. So wird es bei uns fast zum Spiel, wer ein neues oder anderes Tier auf einem Baum, im Dickicht oder im Wasser entdeckt. An diesem Abend, bei Dunkelheit – welche bereits um 18h einsetzt – gehen wir dem typischen, speziellen Gequake des Red-Eyed Tree Frogs nach und – werden fündig. Die leuchtend kräftigen Farben dieses kleinen Naturwunders sind gewaltig.

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Wir lieben das Einschlafen mit all den Geräuschen des Dschungels, das Zirpen der Grillen, Quaken der Frösche, das Brüllen der Affen und dem beruhigenden auf das Blechdach plätschernden Regen. Und die Moskitonetze sind definitiv dicht; Mücken und Spinnen bleiben draussen. Lächelnd

Während unseres Aufenthaltes im Tortuguero N.P. besuchen wir auch das kleine Fischerdörfchen Tortuguero. Bunte Häuser, Cafés und Bars, fröhliche Kinder, die herumrennen – auch hier sind zurzeit Schulferien - Hunde und Hühner, welche auf der einzigen Strasse toben und ein paar wenige Touristen aus aller Welt zieren das Strassenbild. Wir schlendern durch das Dorf und geniessen das Wasser einer kühlen, frischen Kokosnuss. In einem kleinen Souvenir-Shop ergattern wir ein handbemaltes „Pura Vida“-Schild – ein Andenken für zu Hause, wo es im Alltag nicht schadet, sich an genau dieses „Pura Vida“ zurückzuerinnern… Lächelnd Das Dorf liegt auf der Landzunge zwischen dem Karibischen Meer und dem Tortuguero River. Hier, an der karibischen Küste kommen von Juli bis Oktober die grünen Meeres-Schildkröten an Land, um ihre Eier im Sand zu vergraben. 

Nach Einbruch der Nacht gehen die Weibchen an Land und graben mit den Hinterflossen eine etwa 60cm tiefe Mulde, in die sie 100 oder mehr golfballgrosse, weichschalige Eier legen. Dies wird danach zugedeckt, das Tier kehrt ins Meer zurück und überlässt den Nachwuchs dem Schicksal. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals, in Abständen von zwei Wochen kommen die Weibchen bis zu sechs Mal, um erneut ihre Eier abzulegen. 

Nach etwa zwei Monaten sind die Eier ausgebrütet, vorausgesetzt, Nesträuber wie Waschbären, Nasenbären, Hunde und Menschen lassen es überhaupt so weit kommen. Aber auch der Weg vom Strand zum Meer und dann im Meer ist für die wenig Gramm schweren Tierchen gefährlich. Von bis 10‘000 Tieren erreicht im Schnitt nur eines die Geschlechtsreife (nach 25 bis 30 Jahren). Man schätzt, dass sie ein Alter von 70 bis 85 Jahren erreichen können. An diesem Abend hätten wir die Möglichkeit, diesen Strand zu besuchen und dieses Schauspiel live zu erleben. Wir entscheiden uns aber dagegen und erfahren später, dass nur ein Tier kam und viele Schaulustige um dieses herum standen… Für uns ist dies eher etwas zu touristisch und über die Tierfreundlichkeit machen wir uns auch Gedanken…

Am zweiten Tag erkunden wir die Lodge-Umgebung auf ihren Pfaden und bekommen Krebse, Goldseiden-Spinnen, Raupen, Schmetterlinge, Affen und wiederum viele Vogelarten zu Gesicht. Ich halte immer besonders sorgfältig Ausschau nach den Spinnen, denn solange diese in ihren sehr robusten – die Goldseiden-Spinnen machen sehr strapazierfähige Fäden - Netzen hangen, sind sie mir egal… Zwinkernd Die Pflanzenwelt ist unglaublich eindrücklich, bunt und einfach wunderschön. Viele der Lodges haben einen Pool. So auch die Aninga Lodge – in Form einer Schildkröte. Bei den feucht-heissen Temperaturen geniessen wir täglich eine Abkühlung darin, einen Drink an der Bar und erfreuen uns über den regelmässigen Besuch eines grossen Leguans – nur das erste Mal sind wir etwas erschrocken. Zwinkernd Unser jüngere, 12jährige Sohn liebt Bewegung, schon deshalb haben wir darauf geachtet, dass die Unterkünfte einen Pool haben, wo er sich nach den Ausflügen etwas austoben kann.

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Tortuguero - La Fortuna

Auf der Weiterreise vom Tortuguero N.P. wieder bis La Pavona per Boot und nachher per Bus regnet es erneut, aber trocken im Bus sitzend, stört uns das nicht. Wir haben Zeit, all das wunderbar Erlebte und die vielen Eindrücke setzen zu lassen. In Guápiles übernehmen wir noch am selben Tag unser Mietauto von Adobe Rent a Car, einen Hyundai Tucson IX35 4WD SUV. Die Übernahme verläuft problemlos und zügig. So nehmen wir den Weg „ins Glück“, nach La Fortuna - unserem nächsten Ziel - in Angriff. Dank eines portablen WiFi-Gerätes und unseren Smartphones haben wir beste Verbindung zu Google Map, nur selten gibt es keine Internetverbindung. Wir haben uns auf schlechte Strassen und den costa-ricanischen Fahrstil eingestellt, empfinden aber unsere erste, rund 2stündige Fahrt trotz starkem Regen als ganz ok und angenehm.

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La Fortuna

Die nächsten drei Nächte verbringen wir in der Volcano Lodge, etwas ausserhalb von La Fortuna, am Fusse des Vulkans Arenal, im nördlichen Tiefland gelegen. Der anhaltende Regen hat trotz der eigentlich nach wie vor warmen Temperaturen abgekühlt und der verhangene Himmel lädt richtiggehend ein, uns in den natürlich angelegten, hoteleigenen Thermalbädern aufzuwärmen. Wer hätte gedacht, dass wir uns im Sommer 2022 in Costa Rica auf einen Hotpool freuen. Lächelnd Unter Bäumen, in einem Naturpool sitzend, geniessen wir die einmalige Stimmung und wiederum all die Geräusche der Natur. Auch hier besucht uns auf der Terrasse des Zimmers der kleine, fast schon kitschig grüne Freund. Das Hotel-Restaurant ist etwas amerikanisch ausgerichtet – es hat auch einige amerikanische Touristen - aber das umfangreiche Frühstücksbuffet kommt insbesondere bei unseren Jungs sehr gut an. 

Allgemein sind wir begeistert vom Essen. Das Angebot ist weit umfangreicher als Casado – eine Hauptmahlzeit, bestehend aus Reis, Bohnen, Kochbanane, Gemüse, ein Stück Fleisch oder Fisch. Es gibt überall frische Salate, dazu häufig Avocado – welche ich hier mit weit besserem Gewissen als bei uns zu Hause esse Zwinkernd, frischen Fisch, Mais-Tortillas (welche auch ich mit einer Zöliakie essen darf), Reis-Gerichte mit Gemüse, aber auch Burger aller Art, Pommes, mit Käse überbackene Nachos, Empanadas etc. fehlen nicht. Und was wir besonders mögen, sind die frisch gemixten Frucht-Shakes – die exotischen Früchte wie Mango, Papaya, Litches, Ananas, Melonen etc. werden wir zu Hause vermissen. Vom gesprächigen und aufgestellten Barkeeper lassen wir uns seine Drink-Spezialitäten mischen und erklären, während er uns aus seinem Leben erzählt.

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Bereits am nächsten Morgen zeigt sich der Vulkan Arenal für einen kurzen Moment sogar ohne Wolken. Das aufstrebende Touristenzentrum La Fortuna ist insbesondere wegen des Vulkans bekannt. Bis 1937 glaubte man nicht an einen vulkanischen Ursprung des rund 1640m hohen Berges. Doch die erste grosse Eruption im Sommer 1968 machte allen klar: der Arenal ist da. Mehrere Quadratkilometer wurden damals mit Lava, Felsen und Asche bedeckt, das Umfeld verwandelte sich in wenigen Minuten in eine Mondlandschaft. 80 Menschen kamen ums Leben. Bis 2011 blieb der Arenal einer der aktivsten Vulkane der Welt. Auch wenn er zwar heute keine Lava auswirft, ist er keineswegs inaktiv. Bei gutem Wetter kann man tagsüber „Blumenkohl“-Wolken vom Krater aufsteigen sehen.

Rund um den Vulkan gibt es zahlreiche Wanderwege, z.T. über erkaltete Lavafelder. Die Region bietet zudem ein umfangreiches Angebot an diversen Outdoor-Aktivitäten in der Natur. Wir entscheiden uns für die Hanging Bridges Tour mit „mistico park“. Während rund 2,5 Stunden erleben wir auf den 3,2km langen Hängebrücken die mystische Stimmung, die Gerüche, Geräusche und das üppige Grün – immer wieder mit Sicht zum Vulkan Arenal und über dem Dach des tropischen Regenwaldes. Von Weitem sehen wir nun endlich auch einen kleinen Tucan, leider wirklich nur von Weitem…. Und fast am Schluss turnt da ein Brülläffchen auf den Kabeln der Hängevorrichtung rum…

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Am nächsten Tag steht der Besuch des 70m hohen Wasserfalls „Cascada La Fortuna“ auf dem Programm. Rund 530 Treppenstufen geht es hinunter (…und wieder hinauf). Aber es lohnt sich alleweil. Bei den tüppigen Temperaturen kommen wir ganz schön ins Schwitzen, das abkühlende Bad im frischen Wasser des Fortuna Rivers ist jedoch nicht nötig, noch bevor wir den Weg zurück antreten, beginnt es zu regnen…ein erfrischender tropischer Regen – einmal mehr wie aus Kübeln. Im Nu sind wir abgekühlt und - durchnässt, aber was soll’s. Bei einem feinen Mojito Sin Alcohol im zum Wasserfall gehörenden Restaurant warten wir, bis der Regen etwas nachlässt. Die Stimmung der Gäste ist gelassen und fröhlich, das gut gelaunte Personal steckt an.

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Auf dem Weg von La Fortuna nach Nosara

Nach zwei Tagen setzen wir unsere Reise Richtung Südwesten fort. Die Fahrt geht zuerst entlang des 30km (!) langen Arenal-Stausees. Dieser ist mit 80km2 der grösste Binnensee des Landes. Wir fahren durch kleine Dörfer mit einfachen, aber liebevoll gepflegten Häusern, links und rechts stets begleitet vom üppigen Grün. Auf der Bergkette von Tilarán passieren wir viele riesige Windräder. Die Hochebene in dieser Region hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum für Energiegewinnung entwickelt.

Heute sind wir etwas länger unterwegs, die Fahrt dauert rund 4,5 Stunden. Wir freuen uns auf unser nächstes Ziel; das The Guilded Iguana Surf-Hotel in Nosara. In Sámara wollen wir noch einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Bereits das Parkieren des Autos erweist sich aber als schwierig. Das lebhafte Städtchen ist überfüllt von Autos, es ist Markt und es herrscht ein reges Treiben. 

Wir entscheiden uns, gleich weiterzufahren, bis nach Nosara sind es „nur“ noch 32km…. Nach rund 15 Minuten Fahrt müssen wir aber umkehren, der Fluss hat unsere Strasse übertreten – wir erinnern uns wieder daran, es ist Regenzeit Zwinkernd - , keine Chance, diese zu überqueren, dazu reicht unser Hyundai SUV nicht. Wir haben keine andere Wahl, als eine andere Route zu wählen und einen grossen Teil der bereits zurückgelegten Strecke wieder retourzufahren. Schliesslich benötigen wir für die 42km fast ausschliesslich Schotterpisten rund 1,5 Stunden. Durch die starken und lang anhaltenden Regenfälle hat es grosse Schlaglöcher, gefüllt mit Wasser, so, dass man die Tiefe erst gar nicht sieht. Diese Schotterpiste-Strecke zeichnet sich als die schlimmste aus. Aber der Weg ist das Ziel, es gibt immer Spannendes zu sehen.

Nosara

Von der langen Fahrt doch bald etwas müde, erreichen wir gegen Abend Nosara. Es schüttet mal wieder. Wir werden aber mit Regenschirmen zum wunderschönen, hellen und modernen Zimmer begleitet, also was soll’s. Das Städtchen Nosara selbst ist nicht wirklich sehenswert, es ist mehr das Versorgungszentrum für die angrenzenden Strände. Es herrscht eine lockere, bunte „Surfer- und Hippie-Stimmung“. Die ganze Nicoya-Halbinsel ist zudem bekannt für Yoga und die Yoga-Lebenseinstellung, kurz und gut „pura vida“ hoch zehn Lächelnd. Die Atmosphäre steckt an… Wir übernachten im absolut tollen The Guilded Iguana Hotel. Das moderne und äusserst stilvoll, von einem costa ricanischen Architekt geplante Hotel, liegt rund 300 Meter vom bekannten, reizvollen Playa Guiones entfernt. Der richtige Ort, um 3 Tage zu chillen, surfen und geniessen. Wir buchen einen Surf-Kurs und sind begeistert, es ist eine tolle Erfahrung, auch wenn insbesondere ich nach wie vor Respekt vor den Wellen habe. Unser jüngere Sohn kommt so richtig auf den Geschmack, für ihn buchen wir für den nächsten Tag gleich nochmals für ein paar Stunden ein Brett.

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Die Poolanlage lädt zum Verweilen ein. Wir lernen eine österreichische Familie mit drei Jungs in Nevios Alter kennen – perfekt! Im Pool machen sie zusammen Ballspiele ohne Ende. Mit dem hoteleigenen Golf Cart erkunden wir die nahe gelegene Umgebung. Wirklich weit kommen wir nicht; die Schlaglöcher sind so tief, dass es einem trotz niedriger Geschwindigkeit so richtig durchrüttelt. Immerhin schaffen wir es nach zwei Anläufen bis zur wunderschön gelegenen Lagarta Lodge, wo wir ein feines Mittagessen geniessen. Die Sicht über den tropischen Wald und die Playa Nosara ist beeindruckend.

Mit dem Wetter haben wir immer Glück; oft beginnt es gegen Abend und in der Nacht zu regnen. Tagsüber ist es zwar häufig bewölkt, bleibt aber meistens trocken. Der bedeckte Himmel stört uns irgendwann nicht mehr, ist es so doch nicht ganz so heiss, wie bei wolkenlosem Himmel.

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Nosara - Monteverde

Definitiv etwas kühler wird es an unserem nächsten Ziel: die Region Monteverde. Nach drei Strand- und Surftagen verlassen wir die Nicoya-Halbinsel, fahren wieder östlich und durchqueren die Cordillera de Tilarán mit den Nebelwaldgebieten, welche eine überreiche Tier- und Pflanzenwelt bieten. Der kleine Ort Sta. Elena liegt auf rund 1400 M.ü.M. und ist Ausgangspunkt in das weltberühmte Monteverde-Reservat mit den ausgedehnten Nebelwäldern. Wir erreichen diese wieder komplett andere Ortschaft nach rund vier Stunden Fahrt.

Monteverde

Hier kann es vor allem gegen Abend recht kühl werden, so finden wir in unserer Unterkunft, in der wunderschön gelegenen Senda Monteverde in jedem Zimmer eine Heizung vor, welche wir zum Glück aber nicht benötigen Lächelnd. Die Anfahrt nach Sta. Elena ist weit weniger kurvig und kritisch als wir gedacht und im Vorfeld gelesen haben. Wir Schweizer sind uns da mit unseren Pässen doch einiges anderes gewohnt. Im Senda Monteverde geniessen wir die frische gute Luft, die Ruhe und all die spannenden Geräusche während der Nacht. In der Hotelanlage springen Agutis herum, vor der Haustüre wachsen Bananen, Limonen und Kaffee. 

Für den nächsten Tag buchen wir eine Canopy-Zipline Tour mit „Selvatura Park“. Auf einer Länge von rund 3,5km „überfliegt“ man die von Moosen, Farnen und Orchideen bewachsenen Bäume, den nebelverhangenen, immergrünen Bergwald. Die Tour besteht aus 13 „Flugstrecken“, wovon eine mit einer Länge von 1 Kilometer. 

Zwischen den 15 Plattformen durchwandert man zu Fuss auf Hängebrücken die Baumkronen des Nebelwaldes. Das Zip-Lining ist ein Highlight für Gross und Klein und bietet eine tolle Möglichkeit für Jugendliche, wenn ihnen normale Exkursionen zu langweilig sind.

Die Natur ist atemberaubend, hier leben mehr als 250 Vogel- und über 100 Säugetierarten. Mit sehr viel Glück bekommt man einen Quetzal zu Gesicht, einen scheuen und farbenprächtigen Vogel, der bei den Mayas und anderen Ureinwohnern als heilig galt, deshalb auch „Göttervogel“. Und: wir haben Glück – ganz unerwartet sitzt da einer vor unseren Augen.

Heute Abend geniessen wir in einem Lokal, wo sich sonst wohl nur Einheimische treffen, sehr feine Sushi. Eine willkommene Abwechslung, obwohl uns das frische und gesunde Essen der Ticos noch ganz und gar nicht verleidet ist.

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Monteverde - Playa Esterillos 

Nach dem eher frischen und schweizerisch-herbstlichen Klima freuen wir uns nun nochmals auf den tropisch-warmen Zentralpazifik. Nach drei Tagen verlassen wir die weitläufige grüne Hügellandschaft, wo auch viel Landwirtschaft betrieben wird. Die rund dreistündige Fahrt verläuft wiederum angenehm und problemlos. Über Spotify hören wir Latino-Sound und geniessen den Weg zum (neuen) Ziel. 

Und das liegt in Playa Esterillos, wo sich das farbenfrohe, einladende Hotel Alma del Pacifico direkt am schönen, 5km langen Strand von Esterillo Este befindet. Das Zimmer ist noch nicht ganz parat. Bei einem frisch gemixten Frucht-Shake, mit Sicht auf das rauschende Meer und einer angenehmen Brise lässt es sich aber gut warten.

 

Playa Esterillos 

Hier kann man ausgedehnte Strandspaziergänge machen und dies oft mausbein-alleine. An diesem wunderbaren Strand hat es zwar zwei, drei Hotels und einige wunderschöne, so wie es aussieht eher selten bewohnte Villen. Aber die wenigen Menschen verteilen sich am riesigen Strand. Einzig um streunende Hunde, bei denen man nie so richtig weiss, wie sie gesinnt sind, machen wir einen grossen Bogen. Am ersten Abend werden wir von einem wunderschönen Sonnenuntergang, mit Regenwolken und in allen Farben schimmernd, beschert – eine traumhafte Stimmung. Das Meer hier ist wellig, Ebbe und Flut sind stark ausgeprägt. Mit ruhigen Schwimmrunden ist also nichts, dafür ideal für Wellenreiten und sich von den Wellen treiben lassen. Wer gerne auf einem Pferd reitet, kann bei der Reception einen Ausritt am Strand buchen. Sieht sehr romantisch aus, ist aber nichts für uns vier. Die bunte und wunderschön gepflegte Hotelanlage bietet aber auch einen einladenden Pool und einen Spa. So kommen wir trotzdem zu unseren Schwimmrunden und meine Männer zu einer wohltuenden Massage. Wir geniessen die zwei Strandtage mit dolce-far-niente, Lesen, Strandspaziergängen und Pool-Spielen. Immer wieder fliegen ganze Gruppen von Papageien über uns hinweg, wäre spannend, wo sie sich niederlassen. Dafür sehen wir andere herzige Tiere aus nächster Nähe Lächelnd

Der Manuel Antonio Nationalpark ist von hier aus in 50 Fahrminuten erreichbar. Obwohl dies einer der kleinsten Parks Costa Ricas ist, ist er einer der bekanntesten Reiseziele, für Touristen und Einheimische. Gerade deswegen, aber auch weil wir das Nichtstun bewusst geniessen und vorziehen, entscheiden wir uns, ihn nicht zu besuchen. Die Regenzeit zeigt sich hier am stärksten, so spielen wir im Pool, während es wie aus Kübeln regnet. Ein warmer Tropenregen, aber begleitet von Blitz und Donner, ein Grund, den Pool dann doch schneller wieder zu verlassen.

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Esterillos - Heredia

Die letzte Etappe steht bevor. Von Playa Esterillos fahren wir unsere letzte Strecke landeinwärts, etwas nördlich, Richtung San José bzw. Heredia, im Zentraltal. Auch diese Fahrt verläuft angenehm und problemlos. Auf den Strassen machen wir durchwegs positive Erfahrungen, aber auch bei den Besuchen eines Sodas, kleine, einfache Strassen-Restaurants. Der Tico ist sehr freundlich, hilfsbereit und herzlich – einmal mehr: pura vida! Nach gut zwei Stunden Autofahrt beziehen wir etwas ausserhalb von Heredia in der über 30 Jahre alten, einmalig gelegenen Finca Rosa Blanca unsere Guarumo Suite. Von der Terrasse hat man eine wunderbare Sicht über grüne Wälder auf San José.

Heredia I Finca Rosa Blanca

Heute trennen wir uns vorerst mal von unserem Mietauto, welches direkt und unversehrt in der Finca abgeholt wird. Anschliessend steht eine geführte Kaffee-Tour in der Finca auf dem Programm. Die Finca Rosa Blanca pflanzt auf 12 Hektaren eigenen Bio-Kaffee der etwas milderen Sorte Arabica an. Die vulkanischen Böden hier im zentralen Hochland, aber auch die Höhe von rund 1‘200 M.ü.M – für optimales Wachstum ist eine Höhe von 800 bis max. 1‘700 M.ü.M erforderlich – und regelmässiger Niederschlag sind für den Kaffee-Anbau ideal. Die roten Kaffeekirschen, welche 8-10 Monate Reifezeit haben, werden von Hand gepflückt. Haupterntezeit in Costa Rica ist im Dezember und Januar. Mittels eines „Entpulpers“ werden die Bohnen vom Fruchtfleisch getrennt und danach getrocknet. Nach diesem Arbeitsschritt wird die Silberhaut entfernt. Die grünen Bohnen, welche fast unbegrenzt haltbar sind, werden danach - nach Grösse und Gewicht sortiert und in Säcken abgefüllt - auf Schiffen nach Nordamerika und Europa transportiert. Erst hier vor Ort werden sie dann in Kaffeeröstereien geröstet. Der charakteristische Geruch verbreitet sich aber erst nach dem Mahlen. Wir sind beeindruckt von der umfangreichen Arbeit. Vom Weg der Kaffeepflanze bis zum feinen Getränk in der Tasse. Am Schluss testen wir verschiedene Sorten Kaffee und spüren die diversen Geschmacksnoten heraus. Kaffee setzt sich aus mehr als 800 Aromen zusammen. Tropische Früchte, Honig, Minze, Erdnüsse, Tabak, Erde, Vanille um nur einige davon zu nennen. Selbst unsere Jungs, welche (noch) keinen Kaffee trinken, wagen sich ans Testen und sind begeistert. Kaffee ist also definitiv mehr als das fein riechende Getränk – es ist eine Philosophie. Zurück in der Finca geniessen wir dann einen feinen Café con leche mit pastelería dulce - selbstverständlich aus Bio-Kaffeebohnen von der Finca Rosa Blanca-Kaffeeplantage.

Der nächste Tag ist leider bereits unser Abreisetag. Wir verbringen die Stunden bis zur Abholzeit im Whirlpool und im herrlich angelegten Garten der Finca. Auch dieser beschert uns mit der Farbenpracht wunderbarer Blüten.

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Edelweiss Air fliegt wiederum pünktlich und nach Plan zurück, alles verläuft einwandfrei. Mit vielen positiven, wunderschönen und begeisterten Eindrücken und vor allem dankbar, eine solche Reise mit der Familie erleben zu dürfen, kommen wir wieder gesund in der Schweiz und viiiiel zu schnell im Alltag an.

Leider haben wir während der ganzen Reise kein Faultier entdeckt….Ein – von mehreren!  Gründen, diese „Schweiz der Karibik“ eines Tages wieder zu besuchen. Lächelnd

 

Bye bye Costa Rica – «pura vida»

 

Mehr Infos zu Costa Rica

Yvonne Deiss

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