Erfahrungen aus erster Hand war schon immer die Devise von Dreamtime Travel. Noch nie war genau diese Erfahrung wichtiger als heute! Im August sind unsere Reiseexperten Andrea und Patric Schindler mit Qatar Airways via Doha nach Ruanda geflogen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Beiden erlebten die Gorillas praktisch ohne andere Touristen. Lesen Sie hier das Tagebuch mit vielen interessanten Eindrücken.
Ruanda hat die Grenzen seit einem Monat offen, doch viele Flüge sind noch nicht verfügbar. Nach den guten Erfahrungen bei unserer Reise nach Tanzania vor drei Monaten fällt unsere Wahl wieder auf Qatar Airways. Im Vergleich zur letzten Reise, benötigen wir nun einen negativen Covid19-Test.
Für die Einreise in Ruanda muss ein Einreiseformular online ausgefüllt werden. Wir haben den negativen Test erhalten, alle Formulare ausgefüllt und ausgedruckt - es kann losgehen.
Beim Check-In am Flughafen in Zürich werden alle Papiere geprüft. Wir haben den ersten Schock, unser Covid19-Test ist auf Deutsch und wird von Qatar Airways nicht akzeptiert. Zum Glück haben wir die private Nummer unseres Arztes. Er mailt uns am Sonntagnachmittag eine Bestätigung auf Englisch – wir können fliegen! Am Flughafen in Zürich sieht es schon etwas belebter aus, es sind auch wieder einige Restaurants offen. Auf dem Flug nach Doha haben wir genügend Platz. Neu muss man eine Maske und ein Schild tragen – man gewöhnt sich daran. Am Flughafen in Doha sind die Läden wieder geöffnet und es sind auch wieder mehr Leute unterwegs. Schon bald geht es weiter nach Kigali. Wir haben je eine Dreierreihe für uns und können fast ausgestreckt schlafen.
Im Flugzeug haben wir ein Formular erhalten, bei welchem wir alle Fragen, die wir bereits online ausgefüllt hatten, nochmals beantworten müssen. Bei der Ankunft in Kigali werden wir von Mitarbeitenden des Flughafens mit Schild, Maske und Schutzanzug empfangen. Hier gilt es nochmals einige Fragen zu beantworten und Formalitäten zu erledigen. Danach geht alles ganz schnell - das Visum erhalten wir kostenlos, das Gepäck ist schon da und wir werden vom Serena Hotel abgeholt. Wir fahren durch eine aufgeräumte, saubere Stadt. Überall werden Masken getragen, auch wenn der Abstand genügend gross ist. Beim Check-In im Hotel heisst es, dass wir das Zimmer bis zum Erhalt des Tests nicht verlassen dürfen, das Essen wird uns ins Zimmer geliefert. Nach dem Zimmerbezug und einer Dusche geht es zum nächsten Covid19-Test. Und nun heisst es warten.
Das Warten hat am nächsten Morgen gegen 10 Uhr ein Ende. Nach 24 Stunden sind die negativen Covid19-Tests da. Auch Barbara und Pius, die mit uns reisen, haben die 24 Stunden Quarantäne gut überstanden und die negativen Tests erhalten. Gut erholt und ausgeschlafen sind wir nun bereit für unser Abenteuer.
Unser Guide Baptiste holt uns ab, es kann also losgehen. Wir fahren zuerst zum Genozid Museum, welches sehr eindrücklich ist. Wir sehen viele schreckliche Bilder, erfahren wie das geschehen konnte und auch wie man in Ruanda damit umgeht. Man merkt den Leuten heute noch an, dass es viel zu verarbeiten gibt. Danach fahren wir aus der Stadt Richtung Dreiländereck Kongo / Uganda / Ruanda. Das Land heisst nicht von ungefähr «Land der tausend Hügel» - wir fahren auf gut ausgebauten Teerstrassen ohne Schlaglöcher über diverse Pässe bis zu unserer Unterkunft. Unterwegs sehen wir, dass die Ruander sehr diszipliniert sind und überall Masken tragen. Wir werden von der Polizei angehalten und müssen unseren negativen Covid19-Test zeigen. Hier wird sehr genau gearbeitet und alles geprüft. Vor allem die Sauberkeit fällt auf. Es liegt nirgends auch nur ein Fetzen Papier herum.
Und überall sieht man die Ruander auf ihren Feldern arbeiten. Wir sehen Ananasfelder, Papaya, Kartoffeln, Kohl, Reis etc. Nach ca. 3 Stunden Fahrt kommen wir im 5 Volcanoes Boutique Hotel an.
Nachdem wir den gestrigen Abend mit einem Gin Tonic, gutem Essen und feinem Rotwein ausklingen liessen, hiess es heute Morgen um 7 Uhr bereit sein. In voller Wanderausrüstung inkl. Gamaschen und Wanderstöcken geht es zum Eingang des Volcanoes Nationalparks. Auch hier sind wir wieder erstaunt, wie professionell alles abläuft. Bei Ankunft muss man sich die Hände waschen. Hier läuft alles kontaktlos, der Seifenspender und auch der Wasserhahn sind mit Sensoren ausgestattet. Danach geht es zum Händedesinfizieren. Nun werden wir begrüsst und unser Guide geht mit den Permits, Covid19-Tests und Pässen zum Check-In. Danach folgt das Briefing. Bei den Gorillas muss die ganze Zeit eine Maske getragen werden, der Abstand beträgt neu 10 Meter (hoffentlich wissen das auch die Gorillas). Wir vier bilden eine eigene Gruppe und werden die Muhoza-Familie besuchen. Total 16 Gorillas mit einem grossen Silberrücken und vielen Jungtieren. Danach fahren wir zum Ausgangspunkt und treffen unsere Träger. Nach einer kurzen Strecke durch Felder geht es über die Steinmauer welche den Nationalpark begrenzt. Damit von aussen keine Keime eindringen können, werden unsere Schuhe desinfiziert und wir müssen nochmals die Hände desinfizieren. Nun beginnt der Aufstieg. Wir haben Glück, nach nur ca. 200 Höhenmeter kommen wir auf einer Waldlichtung an. Hier erwarten uns bereits die Tracker, welche die Gorillas für uns gefunden haben.
Die nächste Stunde beschert uns ein unvergessliches Erlebnis. Die Tracker führen uns behutsam zu der grossen Gorilla Familie. Es ist ein magischer Moment, als wir den wunderbaren Tieren dann in freier Natur von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Der Silberrücken ist sehr entspannt und auch die Mütter fassen schnell Vertrauen. Es scheint, dass sich die Gorillas freuen wieder einmal Touristen zu sehen. Die Jungen sind schon bald in Spiellaune und tollen um uns herum. Sie scheinen genauso interessiert an uns wie wir an ihnen und kümmern sich wenig um die Abstandsregeln. Wir müssen immer wieder zurück weichen um die 10 Meter einhalten zu können. Die Stunde ist viel zu schnell vorbei.
Schon folgt der Abstieg durch den Dschungel, wo wir fast noch einen Zusammenstoss mit Büffeln haben. Den frischen Dung haben wir gesehen sowie auch viele frische Elefantenspuren, doch in diesem Dickicht kann man diese Tiere nur selten sehen. Nach dem Mittagessen ist noch Arbeit angesagt, wir besuchen einige Hotels.
Wir fahren noch einmal zum Volcanoes National Park. Neben den Gorillas leben hier noch weitere interessante Affenarten, eine davon sind die bedrohten Golden Monkeys. Damit mehr über die Affenart herausgefunden werden kann, werden diese tagtäglich von den Rangern bewacht und vor allem beobachtet. Bei den Bauern sind sie weniger beliebt, denn sie kommen immer wieder auf die Felder und fressen bevorzugt Kartoffeln, die hier im grossen Stil angebaut werden. Die Mauer, welche den Park umgibt, ist für die flinken Affen natürlich kein Hindernis. Wir machen uns mit vier Trägern und einem Guide auf den Weg, wandern durch die Felder und haben Glück: kurz bevor es in den National Park geht, sehen wir eine ca. 150 köpfige Familie der Goldmeerkatzen beim Fressen mitten auf den Feldern. Wir können diese eine Stunde lang beobachten. Es ist kein so grosses Spektakel wie bei den Gorillas, aber ebenfalls sehr eindrücklich. Wir können tolle Fotos schiessen. Es wäre sicher spektakulärer, wenn sie im Wald herumtollen würden. Aber für die Fotos ist das Licht hier sicherlich besser.
Wir haben uns einen guten Überblick über die Region verschafft und viele Unterkünfte inspiziert. Die Bisate Lodge von Wilderness mit ihren spektakulär in den Hang erbauten Zimmern und dem wunderbaren Ausblick in die Natur ist sicher eines der Highlights. In der Mittelklasse hat uns die Amarembo Gorilla Lodge gefallen. Die neue Lodge hat ebenfalls sehr geschmackvoll eingerichtete Zimmer und der Garten lädt zum Relaxen ein.
Wir haben nur eine kurze Etappe vor uns. Es geht über kurvige Passstrassen an fruchtbaren Feldern vorbei. Überall sehen wir arbeitende Menschen, die ihre Felder bestellen. Auf der Strasse findet fast der gesamte Warentransport auf Velos statt. Wir fahren durch die Grenzstadt Giseyni, welche normalerweise regen Handel mit der Stadt Goma im Kongo unterhält. Allein an diesem Grenzübergang werden normalerweise ca. 50'000 Menschen pro Tag abgefertigt. Derzeit ist er geschlossen. Danach geht es dem See entlang zu unserer Unterkunft, dem Kivu Paradis. Eine einladende, einfache Unterkunft direkt am See. Während unserem zweitägigen Aufenthalt ist es immer bedeckt, sodass wir leider nie eine klare Sicht über den See haben. Trotzdem geniessen wir den Aufenthalt am ruhigen See. Am privaten Strand machen wir ein wohlverdientes Nickerchen.
Unser Guide holt uns am Morgen zu einer Kaffeetour ab. Wir fahren ca. 1 ½ Stunden durch malerische Landschaften bis zur Kaffeefarm bei Cyimbiri. Hier erfahren wir in den nächsten zwei Stunden alles rund um die Kaffeeproduktion. In Ruanda wird meist Arabicakaffee angebaut. Die Haupterntezeit ist vom März bis Mai. Es gibt aber auch jetzt immer wieder reife Bohnen. Am Samstag arbeiten nicht viele Leute, trotzdem erhalten wir einen guten Einblick in die Arbeit. Wir haben gesehen wie die neuen Kaffeepflanzen gezogen werden. Uns wurde erklärt wie der Kaffee gepflückt, gesäubert, sechsmal händisch aussortiert und danach getrocknet wird. Nun folgen noch weitere Schritte. Erst muss die Bohne aus der Hülle geschält werden, danach werden die Bohnen von der Spreu getrennt. Nun folgt die Röstung, hier über dem Feuer. Danach wird der Kaffee gemahlen und gesiebt. Erst danach kann er aufgebrüht werden. So frischen Kaffee hat noch niemand von uns je probiert. Künftig werden wir den Kaffee mehr geniessen und bewusster trinken, da wir wissen wie viel Arbeit in jeder Tasse Kaffee steckt. Auf dem Rückweg besuchen wir noch das Atelier «du poupées». Hier produzieren weibliche Kriegsversehrte Spielzeug, Taschen und Dekomaterialien. Die Näherinnen freuen sich über jeden Besuch. Heute wird in Ruanda in der Schule Englisch als erste Fremdsprache unterrichtet. An vielen Orten wird aber immer noch Französisch gesprochen, so entstehen bei unseren Gesprächen immer wieder ein Sprachmix.
Wir fahren weiter zu unserer nächsten Destination am Lake Kivu. Die Strasse schlängelt sich stundenlang über Passstrassen die Hügel rauf und runter. Wie die letzten drei Tage ist es immer diesig und wir sehen leider nicht viel von den tollen Ausblicken auf den See. Nach dem Mittagessen unternehmen wir eine Bootsfahrt. Das Boot holt uns direkt bei unserer Lodge ab. Wir legen ab und fahren zu den vorgelagerten Inseln. Schon kurz nach dem Start fängt es an zu donnern und zu regnen. Trotzdem fahren wir weiter bis zur Napoleon’s Hat Insel. Nun geht es zu Fuss weiter. Wir besuchen eine grosse Flughund Kolonie. Tausende von Ihnen veranstalten einen ohrenbetäubenden Lärm und der Geruch ist nicht sehr nasenfreundlich. Dafür ist das Erlebnis grandios. Wir sind alleine auf der Insel und erleben wie die Flughunde über uns hinwegfliegen. Danach geht es weiter auf den Gipfel, hier hätten wir eine grandiose Aussicht, wenn das Wetter mitspielen würde. Trotz Regen und Wind ist es ein fantastisches Erlebnis. Schon wieder haben wir 120 Höhenmeter zurückgelegt. Auf dem Rückweg halten wir noch an einer kleinen Insel auf der Vervet Monkeys leben. Ein ganz frecher Kerl weiss, dass unser Guide Bananen dabei hat und springt auf unser Boot um sich seine Belohnung zu holen. Danach geht es zurück zur Unterkunft.
Wir geniessen ein letztes Mal ausschlafen und den Blick über den See. Die nächsten Tage werden intensiver und wir müssen, wie in Afrika üblich, früh aufstehen. Die Fahrt geht erst dem See entlang und danach Richtung Nyungwe Nationalpark. Wir fahren von ca. 1'500 auf 2'450 Meter über Meer. Die Landschaft ändert sich. Hier gibt es viele Teeplantagen. Der Regenwald des Nyungwe Nationalpark grenzt an Burundi. Beide Länder bewachen das Schutzgebiet um den Schimpansen und weiteren Primaten eine Lebensgrundlage zu bieten. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre - als wir im Nyungwe Top View Hotel ankommen, regnet es wie aus Kübeln. So fällt unsere Nachmittagsaktivität, Besuch einer Teeplantage mit Produktion ins Wasser Ebenso können wir das one & only Hotel nicht besichtigen, da es noch geschlossen ist. So verbringen wir einen geruhsamen Nachmittag am Kaminfeuer im Zimmer mit Lesen.
Heute heisst es früh aufstehen - Um 05.45h werden wir von unserem Fahrer abgeholt und fahren ca. 45 Minuten zum Startpunkt des Schimpansen Trekkings. Zum Glück sind die Strassen in Ruanda sehr gut ausgebaut. Es gibt eine Strassenbeleuchtung quer durch den Park (in Afrika!!), so dass das Fahren in der Nacht kein Problem ist. Als wir beim Parkeingang ankommen, wird es hell und unser Guide erklärt, dass die Schimpansen von den Trackern bereits gesehen wurden. Leider sind keine Träger verfügbar, diese haben nicht mitbekommen, dass wieder einmal Touristen anwesend sind. Daher heisst es für uns, selbst schleppen. Wir fahren noch einige Kilometer bis zu einem Forstweg. Dann geht die Wanderung los. Es geht auf einem gut ausgebauten Wanderweg abwärts, wir bewundern die schönen grossen Bäume. Nach ca. 2 Kilometer schlagen wir uns in die Büsche, der Weg wird fast unpassierbar und wir müssen aufpassen, nicht über Wurzeln zu stolpern oder an zahlreichen Dornen hängen zu bleiben. Mit dem Rucksack ist es auch mühsam sich unter den Bäumen hindurch zu quetschen. Der Regenwald wird zu dessen Schutz von einem aufgeforsteten Kiefernwald umgeben. Um besser vorwärts zu kommen, wandern wir im lichten Wald weiter abwärts. Die feuchten Nadeln sind enorm glitschig, mit unseren guten Wanderschuhen und Stöcken geht es trotz des steilen Weges zügig vorwärts. Zum Glück ist es heute Morgen trocken. In der Zwischenzeit drückt sogar die Sonne durch. Wir können uns auf einer Lichtung etwas ausruhen. Wir wissen, dass die Schimpansen in der Nähe sind - jedoch nicht nicht genau, wohin es sie zum Fressen zieht. Dann kommt auf einmal Hektik auf: vier Schimpansen rennen an uns vorbei, den Berg steil hinunter direkt in den Wald hinein. Wir hören sie tief unter uns im Dschungel schreien. Wir folgen ihnen und gehen extrem steil den Hügel hinunter. Hier gibt es keine Wege, unser Guide hilft uns an schwierigsten Stellen. Endlich ist es geschafft. Die Affen sitzen auf einem grossen Feigenbaum und geniessen ihr Frühstück. Wir sind ebenfalls geschafft und setzen uns auf den Boden um die Tiere dabei zu beobachten. Die Schimpansen sind ca. 100m entfernt und wir können sie mit dem Fernglas deutlich beobachten. Ein Blue Monkey ist ebenfalls hier und frisst von dem Feigenbaum. Unser Guide erklärt uns, dass wir den gleichen Weg wieder aufsteigen müssen. Mit Hilfe einer Machete macht der Guide provisorische Stufen in das unwegsame Gelände. Ein weiterer steiler Anstieg steht bevor. Nachdem wir über 550 Höhenmeter in unwegsamen, steilen und dicht bewachsenem Gelände zurückgelegt haben, sind wir froh, wieder beim Fahrzeug zu sein.
Doch unser Wandertag ist noch nicht abgeschlossen. Weitere gut 200 Höhenmeter erwarten uns. Wir besuchen den Canopy Walk. Mitten im Urwald sind die Hängebrücken in den Wald gebaut worden. Auf 90 Metern Höhe kann man über den Urwald blicken. Das ist sehr faszinierend, aber auch etwas unheimlich. Auf dem Rückweg fängt es an zu regnen. Nach 20 Minuten sind wir nass, aber glücklich zurück beim Auto und fahren nach einem erlebnisreichen Tag zu unserer Unterkunft. Hier geniessen wir eine heisse Dusche und setzen uns ans warme Feuer.
Auch heute startet der Tag früh, um 05.15h werden wir abgeholt. Wir haben eine lange Strecke vor uns. Vom Südwesten des Landes geht es bis ganz in den Osten. Wir müssen zurück nach Kigali um den Corona Test für die Rückreise zu machen. Nach ca. 5 ½ Stunden kommen wir in Kigali an. In einem Stadion ist eine Teststation aufgebaut worden und wir werden zügig durchgeschleust. Wir müssen wieder diverse Fragen beantworten und natürlich den Test machen. Danach gehen wir noch kurz etwas essen und fahren weiter Richtung Osten. Erst fahren wir an Reisfeldern vorbei. Danach wird es trockener und wir sehen praktisch nur noch Bananenstauden. Kurz vor vier erreichen wir das Eingangstor des Akagera Nationalpark. Hier erleben wir eine weitere Überraschung. Gemäss den Vorschriften darf nur einreisen, wer einen COVID Test vorweisen kann, der nicht älter als 72 Stunden ist. Das gelte für uns und den Guide. Nach einigem hin- und her wird klar, dass dies nicht für Gäste und Guides gilt, die eine längere Tour im Land unternehmen. Nach einigen Diskussionen und Telefonaten ins Touristik-Ministerium durch unseren lokalen Partner können wir mit einer Stunde Verzögerung in den Park fahren. Wir sind froh, als wir in der Ruzizi Tented Lodge ankommen. Es erwartet uns ein tolles Abendessen auf der Terrasse der Lodge, direkt über dem See. Wir geniessen das Afrikafeeling. Hinter uns prasselt das Feuer, im See hören wir die Flusspferde grunzen, in der Nähe lacht eine Hyäne und die Grillen zirpen.
Schon früh am Morgen sind die Testresultate hier, wir sind alle negativ und dürfen weiterreisen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg durch den National Park. Wir werden den ganzen Tag unterwegs sein und immer wieder anhalten um Tiere zu beobachten. Der Park bietet abwechslungsreiche Landschaften und viele Tiere. Im Süden ist der Park stark bewachsen. Im Westen fährt man auf einer Höhenstrasse mit wunderbaren Ausblicken über den Park. Im Norden gibt es viele offene Flächen für gute Tierbeobachtungen. Durch die gute Regenzeit in diesem Jahr, sind die Sumpfgebiete und Seen noch immer grösser als in den Vorjahren und einige Strecken daher noch immer nicht befahrbar. Wir sehen viele Paviane, grüne Merkatzen, Zebras, Giraffen, Wasserböcke und Flusspferde. Die Elefanten, Löwen und Nashörner haben sich leider vor uns versteckt. Trotzdem haben wir den Tag im Park genossen. Hier wäre jedoch eine Nacht länger angebracht. Den letzten Abend verbringen wir nochmals auf der Terrasse der Lodge und erfreuen uns am guten Abendessen und den Geräuschen der Nacht.
Der Sonnenaufgang über dem Ihema See ist fantastisch, wir können uns fast nicht sattsehen. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen. Die Koffer sind mit unseren Souvenirs einiges schwerer als bei der Anreise. Wir verlassen den Park und fahren zurück nach Kigali. Hier treffen wir noch kurz unseren Agenten und den Tourismus Minister in seinem Ministerium. Bei einer Besprechung sollen wir erzählen, wie wir Ruanda erlebt haben und was eventuell zu verbessern wäre. Vom Tourismus Minister wurden wir noch auf keiner unserer vielen Reisen empfangen. Danach geht es zum Flughafen. Wir haben noch nie solche Sicherheitsmassnahmen erlebt. Unser Fahrzeug wird durch ein Röntgengerät gefahren, wir müssen in der Zwischenzeit durch einen Nacktscanner gehen - eine Frau macht die Kontrolle. Nun können wir zum Parkplatz fahren, wo wir uns von unserem Fahrer verabschieden. Beim Eingang zum Flughafen wird unser COVID Test geprüft. Wir müssen ein Formular von Qatar Airways ausfüllen, danach können wir zum Check-In. Nun wird das Handgepäck geröntgt und wir müssen nochmals durch einen Nacktscanner. Danach wird unser Handgepäck nochmals händisch durchsucht. Dann heisst es warten bis zum Abflug. Der Flug mit Qatar Airways ist wie immer sehr angenehm. Um 23.30h landen wir in Doha. Unser Flug geht erst am nächsten Morgen nach Zürich, daher haben wir eine Nacht im Oryx Hotel gebucht. Dieses ist direkt über das Flughafengebäude gebaut, mitten im Zentrum des Flughafens. Daher gibt es auch keine Kontrollen und wir sind schon zehn Minuten nach Ankunft am Flughafen in unserem Zimmer.
Nach einer Dusche legen wir uns schlafen, um 07.20h klingelt der Wecker und bereits 20 Minuten später können wir auschecken. Wir gönnen uns noch einen Fruchtsaft beim Qatar Café und 10 Minuten später stehen wir ausgeruht beim Boardinggate. Der Flug zurück in die Schweiz vergeht schnell und dank der Übernachtung in Doha kommen wir komplett entspannt hier an.
Ruanda hat uns in vielem überrascht.
Obwohl einiges kleiner als die Schweiz, ist das Land ausserordentlich vielfältig. Tausende Hügel und Berge wechseln sich ab mit ebenso vielen Seen. Es hat sowohl Hochland Dschungel als auch wirklichen Regenwald. Der Ausblick auf die Virunga Vulkane ist atemberaubend, ebenso wie jener auf den Lake Kivu. Im Osten des Landes hat man dann auch noch das «gewohnte Afriakfeeling», mit einer afrikanischen Steppenlandschaft. Wir konnten viele für uns «neue» Tiere in Ruanda beobachten.
Die Aktivitäten im Land sind abwechslungsreich. Wandern von einfach bis sehr intensiv, Boot fahren oder Kajaking, Radfahren, Tiere beobachten. Auch die beeindruckenden, aber bedrückenden Mahnmäler gehören zu Ruanda.
Wir waren uns sicher, dass die Schweiz mit die meisten Passstrassen hat und sicherlich eines der saubersten Länder weltweit ist. Nach unserer Reise durch Ruanda müssen wir unsere Meinung etwas revidieren. Die Sauberkeit in Ruanda lässt sich mit keinem anderen Land Afrikas vergleichen. Hier reinigt man nicht nur das eigene Haus inklusive dem Gartens, sondern gleich auch noch das Trottoir und die Abflussrinne mit. Nirgends liegt Abfall rum. Niemand wirft seinen Dreck weg. In Kigali gibt es überall Abfallkübel.
Die wichtigsten Verkehrsverbindungen sind geteert und es gibt praktisch keine Schlaglöcher. Vielerorts hat es Strassenlaternen, die nachts auch funktionieren und alle Strassen sind mit weissen Linien markiert. So ist man auch bei Nebel und Regen auf den vielen Passstrassen sicher unterwegs.
Die Bevölkerung ist distanzierter als anderswo. Wir können nicht beurteilen, ob COVID dafür mitverantwortlich ist. Seit 2010 ist Englisch die Schulsprache in Ruanda, früher war es Französisch. Daher ist die Kommunikation vor allem mit älteren Leuten manchmal einfacher in Französisch.
COVID wird in Ruanda sehr ernst genommen. Im Land herrscht im öffentlichen Raum Maskenpflicht, auch wenn man genügend Abstand halten kann, muss eine Maske getragen werden. Auch in abgelegenen Städten halten sich die Bürger daran. Uns wurde unzählige Male Fieber gemessen und wir mussten überall die Hände waschen und desinfizieren. Dazu kamen die total drei COVID Tests, die wir machen mussten. Wir fühlten uns fast zu behütet.
In Ruanda wird meist «nur» ein Gorilla Tracking gebucht. Danach reisen die meisten Touristen in eine andere Destination. Damit tut man Ruanda unrecht. Wir haben sehr viele neue Eindrücke gesammelt und sind von der Vielfalt des Landes begeistert. Eine zweiwöchige Ruanda Rundreise ist überaus abwechslungsreich und kann wärmstens empfohlen werden.
Andrea Schindler & Patric Schindler
September 2020